FC Bayern in der Krise: Die Partie gegen Lazio Rom wird für Thomas Tuchel zum Schicksalsspiel
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Beim FC Bayern München hoffen sie, dass ein verunsicherter Trainer ein verunsichertes Team zu Höchstleistungen treiben kann. Geht das Champions-League-Achtelfinale gegen Rom verloren, ist dieser kühne Plan endgültig gescheitert.
Thomas Tuchel lebt gerade ein Trainerleben im Futur zwei. Schon jetzt ist klar, dass er bald Übungsleiter des FC Bayern gewesen sein wird. Die Frage ist bloß: Wann rückt dieses Futur zwei Tuchel auf dessen ausgemergelten Leib? Erst im Mai, nach dem Ende der Bundesligasaison, so wie es der Verein geplant hat? Oder beißt es schon in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu, in den Stunden nach dem Champions-League-Achtelfinale gegen Lazio Rom?
Der Ausgang dieses Spiels wird entscheiden, wie schnell aus der unvollendeten Zukunft eine vollendete wird und Tuchel seinen Platz auf der Trainerbank räumen muss. Bei einem Scheitern gegen Lazio wird Tuchel nicht zu halten sein – auch wenn er selbst beteuert, in der Partie kein persönliches Endspiel zu sehen ("von meiner Seite aus nicht"). Sein Arbeitgeber, der FC Bayern, hingegen wird sehr genau auf das Achtelfinale schauen. Es geht nämlich um die grundsätzliche Frage, ob das Coaching-Modell mit Tuchel als bald gewesenem Bayern-Trainer nicht eine allzu kühne Idee ist. Ob das wirklich funktionieren kann, dass sich eine verunsicherte Mannschaft von einem verunsicherten Trainer noch einmal zu Höchstleistungen treiben lässt.
02: Dämpfer in Freiburg Tuchel für LazioSpiel zuversichtlich - 34553ed5768bec79
Wer die Bayern am Freitag beim 2:2 gegen Freiburg hat spielen sehen, kann die Frage nur so beantworten: Es klappt nicht. Trainer und Mannschaft ziehen sich gerade wechselseitig hinunter, auf immer tiefere Tiefpunkte, wie Rudi Völler sagen würde. Zu beobachten ist das an Spielern wie Kane, Kimmich und Goretzka. Kane wirkt in diesen Tagen wie eine Schwarzweiß-Kopie seiner selbst. Dabei hatte alles so funkelnd begonnen im August vergangenen Jahres. Kane traf und traf, und es schien nur eine Frage der Zeit, bis er Gerd Müller und Robert Lewandowski als beste Torjäger der Vereinsgeschichte ablösen würde. Und nun, im Winter 2024? Kane läuft irgendwo herum im gegnerischen Strafraum, ohne Bindung zum Rest der Mannschaft. Ihm, dem Instinktfußballer, ist das Gespür abhanden gekommen fürs Spiel, für den richtigen Moment, den Torabschluss zu suchen. Aber niemand ist derzeit da, der Kane aufrichten würde, jeder ist mit sich selbst beschäftigt in diesen Tagen beim FC Bayern. Und das ist kein gutes Signal für den deutschen Fußball.
Julian Nagelsmann, Vorgänger von Tuchel in München und heute deutscher Bundestrainer, wird mit Sorge sehen, wie sich seine alte Mannschaft von Spiel zu Spiel schleppt. Joshua Kimmich und Leon Goretzka hatte Nagelsmann eigentlich als Führungskräfte fürs Nationalteam eingeplant, das im Sommer eine Europameisterschaft zu bestreiten hat. Aber in dieser Form? Mit diesen schlotternden Knien? Kimmich, der so gern aus dem defensiven Mittelfeld aus das Spiel lenken würde, wackelte gegen Freiburg sogar als Außenverteidiger. Ein Job mit überschaubarem Komplexitätsgrad, Linie rauf, Linie runter, mehr ist es eigentlich nicht. Doch für Kimmich im Moment zu viel.
04: Bayerns ComebackPlan gegen Lazio Irgendwie durchtucheln - 94943b0b60dedd55
Wer glaubt noch an die Blut-Schweiß-und-Tränen-Reden?
Bei den Bayern hoffen sie, dass das Lazio-Spiel zu einer Art Urknall wird. Dass sich alle auf ihre Stärken besinnen, Rom schlagen, und dann, mithilfe eines selbsterzeugten Rauschs, auch in der Bundesliga wieder gewinnen. Thomas Müller hat schon angekündigt, man werde gegen Lazio loslegen "wie die Feuerwehr".
Das sind Sätze, wie man sie aus dem Abstiegskampf kennt. Appelle an die sogenannte Moral, Beteuerungen, man werde den Rasen umpflügen, Gras fressen und so weiter. Thomas Tuchel werden solche Worte schmerzen. Tuchel-Fußball, das war doch immer Feingeist-Fußball, Taktik auf höchstem Niveau, zu decodieren nicht einmal von Pep Guardiola, der mit Manchester City das Champions League-Finale 2021 gegen Tuchels Chelsea verlor.
Und jetzt diese Blut-Schweiß-und-Tränen-Reden. Wie traurig für jemanden wie Tuchel. Wahrscheinlich allerdings wird er die Reden nicht mehr oft hören müssen und das Futur zwei ihn schon bald erlösen.