Umfrage: Sex-Report: Von wegen aufgeklärt und frei – die Generation Z hat ein Schamproblem
Frei und unbeschwert oder doch eher prüde und schamhaft? Eine repräsentative Umfrage gibt Einblicke ins Sexleben der Deutschen.
Biedermanns Zeiten sind vorbei. Kink ist in. Schließlich ist es spätestens seit "Fifty Shades of Grey" chic geworden, sich mit Kabelbindern ans Bett fesseln zu lassen. Und anstelle von altbackenen "Kondom über Banane"-Filmchen übernehmen immer häufiger Serien wie "Sex Education" die Aufklärungsarbeit der heutigen Jugend. Fast könnte man denken, Mensch habe die Fesseln der Scham abgeschüttelt und habe nun wirklich besseren und freieren Sex als je zuvor.
Das stimmt nur leider nicht.
Der Streaminganbieter Netflix und die Experten für die gesundheitliche Aufklärung junger Menschen von "F/A/Q — The Better Health Group" wollten genauer wissen, wie es ums Sexleben der Deutschen steht und hat dafür 10.000 Menschen ab 16 Jahren befragt. So richtig befriedigend scheint es in den Betten nicht zu laufen. Zwar gaben 80 Prozent der Befragten an, dass die gegenseitige Befriedigung beim Sex für sie das Wichtigste ist, jeder Fünfte ist sich allerdings unschlüssig, was sich der oder die Sexualpartner:in im Bett überhaupt wünscht. Das Ergebnis: nur etwa jeder Zweite ist mit dem eigenen Sexleben zufrieden. Jeder dritte Mann sogar unzufrieden.IV Pornopositiv 9.43
Wenn die eigene Sexualität peinlich ist
Gerade bei den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren spielt Scham eine große Rolle. So ist etwa einem Drittel die eigene Lust peinlich. "Dass ein Drittel der jungen Menschen Scham für ihre Lust empfindet, ist aus Sicht einer gesunden Aufklärung bedenklich", sagt Roman Malessa von der "Better Health Group" zu den Ergebnissen des Sex-Reports. Selbstbewusste Entscheidungen, auch im Umgang mit Sexualität, setzten einen schamfreien Zugang zu Aufklärung und Gesundheitsthemen voraus.
Ein Problem: der Großteil der Aufklärungsarbeit wird nach wie vor in Schulen geleistet, deckt aber viele aktuelle Fragen der Jugendlichen nicht zur Genüge ab. Was ist eigentlich guter Sex und wie bekommt man ihn? Was sollte ich über die menschliche Anatomie wissen? Welche Verhütungsmethoden gibt es abseits von Pille und Kondom? Und wie schütze ich mich vor Chlamydien und Co? Vielen Jüngeren ist das, was sie in der Schule und von den Eltern zu diesen Themen hören zu wenig, sie wünschen sich mehr Tiefe.Protokoll Asexualität Carmen, 20.00
Sexuelle Aufklärung durch Social Media und Pornos
Themen wie Diversität, queerer Liebe und Consent sind der Generation Z demnach besonders wichtig. Antworten suchen sie dann unter anderem in den Sozialen Medien, vorrangig Tiktok (knapp 18 Prozent), und in Pornos (gut 17 Prozent). Serien und Filme machen bei der Aufklärungsarbeit immerhin knapp 10 Prozent aus.
Sexuelles Vergnügen sei ein riesiges Thema für junge Menschen. Themen wie die “pleasure gap” von Frauen würden nicht länger ignoriert, so Malissa. Er meint: "Das neue Bewusstsein auch für die gesundheitliche Funktion von Sex machen das Sexleben nicht unbedingt leichter – aber dafür wird offener darüber gesprochen und das ist eben der Anfang für wirkliche Veränderung."
Einschränkung: Die Umfrage basiert aus Selbstauskünften. Wie zuverlässig die Ergebnisse sind, ist unter anderem abhängig von der Ehrlichkeit der Teilnehmenden.
Quelle: Studie