Londoner Institution: Luxus-Hotel macht historischen India Club platt: Legendäres Restaurant muss schließen
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Mehr als 70 Jahre lang stand "The India Club" für indisch-britische Freundschaft, kulturellen Austausch und Kulinarik. Nun verdrängt ein Luxus-Hotel das legendäre Londoner Restaurant. Es ist der Verlust eines historischen Kleinods.
"The India Club" in London ist eine Institution. Bald eine, die gewesen ist, denn das letzte Kapitel des legendären Restaurants ist geschrieben. In dieser Woche schließt das historische Kleinod seine Pforten, um Platz für ein Luxus-Hotel zu machen. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen Ort, der mehr als 70 Jahre lang für viele Immigranten aus Südasien ein Zuhause weit weg von ihrem Zuhause war.
Es war die India League, eine Organisation, die sich in den 20er-Jahren formiert hatte, um sich für die Unabhängigkeit Indiens einzusetzen, die nach Erreichung der Unabhängigkeit den Club gründete, um die indisch-britische Freundschaft zu fördern. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Indiens erster Premierminister und seine Frau Penelope "Penny" Knatchbull, auch als Gräfin Mountbatten von Burma bekannt. Das war vor mehr als 70 Jahren.Asma Khan 20 Uhr
The India Club: Begegnungsstätte mit Geschichte
Schnell entwickelte sich "The India Club" zum kulturellen Treffpunkt, an dem Kontakte geknüpft wurden und Ratsuchende ein offenes Ohr fanden. Der India Club war ein Ort des Vertrauten in der Fremde, wo es nach Heimat roch und schmeckte, wo man in bekannte Gesichter blickte und einander verstand, weil die Zungenschläge miteinander im Takt waren.
Unauffällig, leicht zu übersehen und aus der Zeit gefallen – "The India Club" im Hotel Strand Continental war nie exklusiv und trotzdem beinahe ausschließlich ein Geheimtipp für Eingeweihte. Fast 30 Jahre lang war Yadgar Marker der Betreiber des Clubs, und er hütete die Räume wie eine Zeitkapsel. An der Einrichtung des Clubs, der gleichzeitig als Restaurant und als Lounge Bar diente, war seit den Anfangstagen nichts verändert worden. Am Sonntag werden nun die Porträts der indischen Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi und Krishna Menon von den Wänden genommen. "Schweren Herzens geben wir die Schließung des India Club bekannt", sagte Yadgar Marker gegenüber "Hindustan Times". Am 17. September wird der India Club zum letzten Mal für Gäste öffnen.
"Großer Verlust für Londoner Restaurantwelt"
"Es zerreißt einem das Herz", so Phiroza Marker, die schon mit zehn in dem Club ausgeholfen habe und diesen zuletzt mit ihrem Vater führte. Seit der Eröffnung sei "The India Club" ein zweites Zuhause für Einwanderer der ersten Generation vom indischen Subkontinent und ein Ort der Gemeinschaft für britisch-indische Gruppen gewesen. Auch kulinarisch wird der Club eine Lücke an der Themse zurücklassen. "Ein weiterer großer Verlust für die Londoner Restaurantwelt. Der India Club ist seit 70 Jahren dort und wird nun von den Stadtentwicklern verdrängt", so der Gastro-KritikerJay Rayner auf X.
Über dem Club schwebte schon länger das Damoklesschwert. Bereits 2018 drohte das Aus. Damals war es der Stadtrat von Westminster, der den Fortbestand sicherte, indem er dem Antrag der zuständigen Immobiliengesellschaft zur Umwandlung des Hotels eine Abfuhr erteilte. Zu wichtig sei der historische Wert des Gebäudes, hieß es damals. Das Vorhaben, das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen und so zu bewahren, scheiterte. Mehr als 26.000 Personen hatten die Petition unterstützt.
Quellen: The India Club, Hindustan Times, The Guardian, Evening Standard,DailyMail