San Francisco: Zu spät im Krankenhaus: Unfallopfer stirbt, weil Rettungswagen von Roboter-Taxen blockiert wurde
Seit einigen Wochen dürfen in San Francisco Roboter-Taxen ohne Einschränkung ihre Dienste anbieten. Rettungskräfte hatten vorher davor gewarnt. Jetzt soll es zu einem ersten Todesfall gekommen sein. Der Betreiber sieht das anders.
Es war eine umstrittene Entscheidung: Seit Anfang August sind die Straßen San Franciscos für den unbeschränkten Einsatz fahrerloser Taxen freigegeben. In den nur drei Wochen gab es gleich mehrere Zwischenfälle mit den Taxi-Diensten. Einer soll nun ein Menschenleben gefordert haben.
Das geht aus öffentlichen Einsatzberichten hervor, über die "Forbes" letzte Woche zuerst berichtete. Der Vorwurf wiegt schwer: Weil zwei Taxen des Anbieters Cruise die Straße blockiert hätten, sei es den Rettungskräften nicht möglich gewesen, ein schwerverletztes Unfallopfer rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen, heißt es dort. Der Anbieter widerspricht der Darstellung allerdings.Interview mit Autodesigner 14.21
Tragischer Unfall
Dem Bericht zufolge war am 16. August ein Rettungswagen der Feuerwehr von San Francisco zu einem Verkehrsunfall gerufen worden. Ein Fußgänger war von einem Auto erfasst worden. Dabei sei die Person so stark am Unterkörper verletzt worden, dass sie viel Blut verlor und nicht mehr auf Ansprache reagieren konnte, heißt es in dem Bericht. Allerdings hätten zwei ohne erkennbaren Grund angehaltene Cruise-Autos die einzige Ausfahrt blockiert. "Diese Verzögerung, egal wie kurz sie war, trug zu einem Verschlechtung des Zustandes bei", so der Bericht. Als der Wagen am Ende doch durchkam, war es zu spät: 20 bis 30 Minuten nach Ankunft sei das Unfallopfer im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.
Der Bericht macht die Wagen dafür zumindest mitverantwortlich. "In solch schwerwiegenden Fällen ist es essenziell, die Patienten so schnell wie möglich in die Notaufnahme zu transportieren, um ihre Überlebensschancen zu erhöhen", betont der Bericht mit herauslesbarerer Frustration. "Die Tatsache, dass autonome Cruise-Taxen immer wieder wichtige Rettungseinsätze blockieren, ist inakzeptabel."
Anbieter Cruise weist Schuld von sich
Cruise widerspricht dieser Darstellung allerdings entschieden. Dem Unternehmen seien die beiden Wagen zwar am Einsatzort gewesen, eines habe den Schauplatz allerdings schnell wieder verlassen. Der andere Wagen sei dann zwar auf einer Kreuzung stehen geblieben, gibt eine Sprecherin der Firma gegenüber der Lokalzeitung "SF Gate" zu. "Der Rettungswagen hinter dem selbstfahrenden Wagen hatte aber eine freie Schneise um es zu umfahren, die andere Fahrzeuge – inklusive eines Rettungswagens – auch genutzt haben", schieb sie es in einem Statement.
Auch "Forbes" hatte das Unternehmen Videoaufnahmen der Wagen zur Verfügung gestellt. Aus denen sei ersichtlich, dass einer der Wagen den Unfallschauplatz verließ, auch die am anderen vorbeifahrenden Wagen inklusive des Krankenwagens seien erkennbar. Allerdings sei nicht ersichtlich, ob auch die größeren Rettungswagen der Feuerwehr genügend Platz gehabt hätte, betont das Magazin.
Immer wieder Ärger mit Rettungseinsätzen
Der tödliche Unfall ist der Höhepunkt im ohnehin schon schwelenden Konflikt zwischen dem Taxi-Betreiber und den Rettungskräften von San Francisco. Mehr als 70 Mal ist es nach Erkenntnissen von "Forbes" bereits zu Störungen von Einsätzen durch Cruise-Wagen gekommen. Immer wieder würden die autonomen Taxen Rettungswagen keinen Platz machen, Blaulichter ignorieren und teilweise sogar Absperrbänder durchfahren, warnte Feuerwehr-Chefin Jeanine Nicholson bereits im Juni. "Sie sind noch nicht soweit", warnte sie damals vor einer allgemeinen Freigabe der damals noch nur nachts und in bestimmten Stadtteilen erlaubten fahrerlosen Taxen.
Trotzdem hatte sich die Verkehrsbehörde Anfang August für eine Freigabe entschieden. Seitdem wurde sie allerdings bereits deutlich eingeschränkt. Ein Cruise-Taxi war trotz Blaulicht in ein fahrendes Löschfahrzeug gekracht (hier erfahren Sie mehr). Der Anbieter wurde daraufhin verdonnert, seine halbe Flotte wieder von der Straße zu nehmen.
Quellen:Einsatzbericht, Forbes, SF Gate