Threads gegen Twitter: Die neue Hype-Konkurrenz ist "zu intolerant": Warum Elon Musk jetzt von den Taliban gelobt wird
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Mit seiner neuen App Threads macht Mark Zuckerberg seinem Erzfeind Elon Musk direkte Konkurrenz. Doch nicht jeder will wechseln. Über seine neuen Fürsprecher dürfte Twitter aber nicht allzu erfreut sein.
Noch bevor Mark Zuckerberg mit Elon Musk in den Ring steigt, um ihren angekündigten Käfigkampf in die Tat umzusetzen (hier erfahren Sie mehr), goss Zuckerberg letzte Woche nochmal kräftig Öl ins Feuer. Mit Threads brachte seine Firma Meta nicht nur einen direkten Konkurrenten zu Twitter heraus, sondern die am schnellsten wachsende App aller Zeiten. Auf eine Nutzergruppe kann Musk sich aber offenbar verlassen: Zumindest die Taliban wollen Twitter die Treue halten.
Das kündigten die islamistischen Herrscher Afganistans bei Twitter an. Während die Welt noch im Threads-Hype schwelt, sehe er einfach keine Alternative zum Original, verkündete Taliban-Führer Anas Haqqani. Er sehe vor allem zwei wichtige Vorteile bei Twitter. "Das erste Privileg ist die Redefreiheit. Das zweite die Öffentlichkeit und die Glaubwürdigkeit von Twitter", attestiert er. "Twitter hat keine intoleranten Regeln wie etwa Meta. Andere Plattformen können es nicht ersetzen."Mit Twitter wollte Elon Musk die Wahrheits-Maschine bauen und die Medien ersetzen. Jetzt steht er vor einem Desaster 11.54
Taliban nennen Meta "intolerant"
Damit bläst Haqqani genau ins selbe Horn wie Musk. Schon seit seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes ist der Tesla-Milliardär geradezu besessen davon, vermeintliche Unterdrückungen der Redefreiheit bei Twitter zu unterbinden. Er feuerte Moderatoren, dampfte Bemühungen zur Markierung von Falschmeldungen ein. Und holte jede Menge Nutzer zurück, die wegen teils harscher Angriffe auf andere Menschen oder Minderheiten gesperrt worden waren.
Dass Zuckerbergs Netzwerk es nun genau andersherum machen möchte, ist da natürlich gefundenes Fressen für den selbsterklärten "Redefreiheits-Absolutisten" Musk. Threads sei eine "geistig gesund geführte" Alternative zu Twitter, hieß es in geleakten Dokumenten des Mutterkonzerns Meta. Auch der für Threads verantwortliche Instagram-Chef Adam Mosseri hatte bereits mehrfach betont, man wolle spaltende Themen wie News oder Politik am liebsten gar nicht auf der Plattform haben. Entsprechend fokussierten sich Musks Angriffe gegen den Konkurrenten – neben Drohungen mit einer Klage – vor allem darauf, dass Threads seine Nutzer zensieren soll.FS Elon Musk 17.01
Kein Platz für Taliban
Tatsächlich setzt Threads auf dieselben Regeln wie die Geschwisterapp Instagram, etwa in Bezug auf Beleidigungen oder unangemessene Inhale. Eine Regel betrifft die extremistischen Taliban ganz konkret: "Instagram ist kein Ort zur Unterstützung oder des Lobes für Terrorismus, organisiertes Verbrechen oder Hassgruppen", heißt es in den Regeln. Ob die Taliban darunterfallen, müssen sie nicht erst ausprobieren: Seit Ende 2021 sind Inhalte der Gruppe und ihre Unterstützung ganz explizit bei Facebook und Co. verboten.
Vorher hatte die Gruppe auch Metadienste sehr aktiv benutzt. Kurz nach der Machtübernahme im Sommer 2021 hatten die Taliban etwa über den Metadienst Whatsapp eine Art Beschwerde-Hotline eingerichtet, bei denen sich die Bevölkerung über übergriffiges Verhalten der Kämpfer beschweren konnte (hier erfahren Sie mehr). Weil die USA die Taliban aber als terroristische Vereinigung bewerten, schob Meta dem schnell einen Riegel vor und sperrte zahlreiche Gruppen und Nummern.
Was sagt Musk?
Bei den Twitter-Nutzern fand Haqqanis Lobpreisung indes nicht den gewünschten Anklang. "Seid ihr nicht...die Taliban?", fragt ein Nutzer irritiert. "Es ist ziemlich ironisch, dass Taliban-Innenminister Haqqani Twitters Redefreiheit lobt", kritisiert ein anderer. "Unter seiner Führung wurden in den letzten 20 Jahren Hunderte mutige Journalisten brutal exekutiert. Einfach, weil sie für eine freie Presse einstanden."
Einer hat sich indes noch nicht zu Wort gemeldet: Obwohl er sonst so umtriebig ist und mehrfach unter dem Post markiert wurde, äußerte sich Elon Musk nicht direkt dazu. Stattdessen postete er lieber zum neuen Film "Oppenheimer" und dem Ploblem, als Vater zu wenig Zeit für Videospiele zu haben. Einer seiner jüngsten Posts passt dann aber trotzdem. "Hier kann jeder er selbst sein", lobt Musk sein Twitter. Die Taliban sehen das auch so.