"Tatort", Teil 2: Showdown an der Spree: Das neue Berliner Ermittler-Duo muss nur kurz die Demokratie retten
Corinna Harfouch gibt ihr "Tatort"-Debüt mit einer Doppelfolge aus Berlin. Es geht um eine rechte Verschwörertruppe, die einen Staatsstreich plant und dafür auch vor Attentaten nicht zurückschreckt. Spannend, aber auch extrem komplex.
- 3 von 5 Punkten
- Es bleibt unübersichtlich: Auch der zweite Teil des "Tatorts: Nichts als die Wahrheit" bringt kaum mehr Struktur in die Geschichte
Worum geht's
Hauptkommissar Robert Karow (Mark Waschke) und seine neue Kollegin Susanne Bonard (Corinna Harfouch) ermitteln weiterhin die genauen Hintergründe, die zum Tod der Schutzpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller) geführt haben. Sie war mit einem Kopfschuss in ihrem eigenen Haus aufgefunden worden. Kästner wollte gegen mehrere Kollegen vorgehen. Zu der Gruppe gehörte unter anderem die Polizistin Tina Gebhardt (Bea Brocks). Auch sie wurde erschossen, ebenso wie der syrische Flüchtling Fawad Saad (Aziz Dyab). Karow und Bonard vermuten zunächst einen Fall von strukturellem Rassismus bei der Polizei, merken aber schnell, dass sie etwas viel Größerem auf der Spur sind. Sie stoßen auf ein weit verzweigtes rechtes Netzwerk, das einen Staatsstreich plant. Die beiden Ermittler müssen die Verantwortlichen zu Fall bringen und ein angekündigtes Attentat verhindern.STERN PAID Tatort Ton 19.05
Warum lohnt sich der Fall "Nichts als die Wahrheit"?
Der Film spielt mit dem Gedanken, dass gewaltbereite Kreise den staatlichen Umsturz planen – nicht nur radikale Reichsbürger, sondern auch höchste Kräfte aus Polizei, Militär und Justiz. Dass diese Idee nicht so abwegig ist, zeigt die großangelegte Razzia gegen eine mutmaßliche Terrorgruppe im vergangenen Jahr. Zu den Festgenommen gehörte unter anderem die Berliner Richterin Birgit Malsack-Winkemann, die zeitweilig für die AfD im Bundestag saß. Führender Kopf der Verschwörergruppe soll der Immobilienunternehmer Heinrich XIII. Prinz Reuß gewesen sein. Im "Tatort" finden sich nun ähnliche Figuren wieder. Etwa einen Immobilienhändler, der rechte Organisationen finanziert und in Thüringen eine Ritterburg erworben hat. Gewisse Parallelen zur wahren Ereignissen lassen sich nicht leugnen, was den Film erschreckend realistisch macht. Zudem gibt es reichlich Action, Spannung und Dramatik bis zum Schluss.
Was stört?
Wem der erste Teil des Krimis am Ostersonntag entgangen ist, dürfte heillos überfordert sein. Eine kurze Zusammenfassung zu Beginn reicht nicht aus, um die bisherigen Geschehnisse zu rekapitulieren. Dazu ist die Geschichte zu komplex und die Anzahl der Charaktere zu groß. Die beiden Drehbuchautoren Katja Wenzel und Stefan Kolditz haben einfach zu viele Themen untergebracht und sie wild miteinander verwoben. Als mehrteilige Miniserie hätte die Geschichte ausgeruhter erzählt werden können, aber so ist der Film für 90 Minuten extrem überfrachtet. Als Zuschauer fühlt man sich bisweilen erschlagen von der Menge an Informationen. Wer nur fünf Minuten nicht aufpasst, hat den Faden verloren. Das Beste aus 1000 Folgen "Tatort" 15.40
Die Kommissare?
"Ich mache nur diesen einen Fall, und dann bin ich wieder weg", so stellt sich Susanne Bonard (Corinna Harfouch) ihrem neuen Kollegen Robert Karow (Mark Waschke) vor. Jahrelang hat sie als Dozentin an der Polizeihochschule gearbeitet und nicht mehr bei der Mordkommission. Doch jetzt ist sie zurück und findet – anders als anfangs erwartet – Gefallen an den Ermittlungen. Nicht nur Robert Karow, auch die Zuschauer dürften sich auf eine längere Zusammenarbeit einstellen und das ist gut so: Da entsteht ein vielversprechendes neues Berliner "Tatort"-Duo.
Ein- oder ausschalten?
Wer den ersten Teil gesehen hat, möchte natürlich wissen, wie es weitergeht. Als einzelne Folge taugt der "Tatort" am Ostermontag nicht.
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