Eine Feier, 81 Infizierte: Omikron-Ausbruch auf Weihnachtsparty: Was der Fall über die Virusvariante verrät
Sie feierten eine große Weihnachtsparty. Am Ende hatten sich 81 Personen mit Omikron angesteckt. Welche Symptome traten auf? Das lehrt der riesige Ausbruch in Oslo über die Virusvariante.
Weihnachtsfeiern stehen auch in diesem Jahr ganz im Zeichen der Pandemie. Zwar dürfen vielerorts selbst größere Zusammenkünfte stattfinden. Doch eine hundertprozentige Sicherheit gibt es auch mit Impfungen und Schnelltests nicht, wie ein Corona-Ausbruch auf einer Weihnachtsparty in Oslo eindrucksvoll zeigt. Auf der Feier, die Ende November stattfand, kursierte die neuartige Virusvariante Omikron. In den darauffolgenden Tagen wurden 81 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet, wie die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC berichtet. Was war geschehen?STERN PAID Omicron wird zum Problem 17.36
Am 26. November hatten sich 117 Personen zu einer Weihnachtsfeier in einem Restaurant in Oslo eingefunden. Zum Zeitpunkt der Feier galten in Norwegen keine Beschränkungen für Zusammenkünfte dieser Art. Dennoch hatte der Veranstalter Wert auf Sicherheitsvorkehrungen gelegt: Alle Teilnehmer mussten demnach angeben, vollständig geimpft zu sein und waren vom Veranstalter aufgefordert worden, einen Antigen-Schnelltest zu machen.
Südafrika-Reiserückkehrer unter Feiernden
Unter den Feiernden befand sich eine Person, die zwei Tage zuvor, am 24. November, aus Südafrika zurückgekehrt war. In etwa um dieselbe Zeit gab es erste Berichte über einen großen Ausbruch einer neuartigen Virusvariante in dem Land: Omikron.
Tatsächlich stellte sich am 1. Dezember heraus, dass der oder die Reisende mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert war. Die Behörden schauten daraufhin genau hin: Wie viele Ansteckungen und Erkrankungen hatte die Weihnachtsfeier nach sich gezogen?
111 der 117 Personen beteiligten sich an den Befragungen. 107 von ihnen waren tatsächlich vollständig geimpft. Die Mehrheit von ihnen (99 Personen) hatte zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs (Biontech/Pfizer oder Moderna) erhalten. Alle Personen gaben zudem an, ein bis zwei Tage vor der Veranstaltung einen Test (Schnelltest beziehungsweise PCR-Test) gemacht zu haben – mit negativem Ergebnis. Unter den Feiernden befanden sich demnach auch acht Genesene, allerdings lag die Infektion bei ihnen schon längere Zeit zurück. Eine Booster-Impfung hatte zum Zeitpunkt der Feier noch niemand erhalten.Auf dem Boot, durchs Autofenster, in Slums: So impft die Welt_2011
Von den 111 befragten Personen hatten sich 81 mit der Coronavirus-Variante Omikron infiziert. Bei 66 Personen war die Infektion mit der Virusmutante bestätigt, 15 Personen galten als wahrscheinliche Fälle. Eine weitere Person wurde zudem positiv auf die Coronavariante Delta getestet. Sie wurde bei den weiteren Auswertungen nicht berücksichtigt.
Die Omikron-Ansteckungsrate betrug damit knapp 74 Prozent (81 von 110 Personen). Die vergleichsweise hohe Rate muss aber auch im Kontext der Feier gesehen werden: Es habe sich um eine stark besuchte, länger andauernde Veranstaltung in einem Innenraum gehandelt, bei der laut gesprochen werden musste, heißt es in dem ECDC-Bericht. Die ungünstigen Begleitumstände könnten die Ansteckungsrate demnach weiter in die Höhe getrieben haben. Das durchschnittliche Alter der Erkrankten war eher jünger und lag bei 38 Jahren. Die Altersspanne reichte von 26 bis 61 Jahren.
Omikron: Diese Symptome traten auf
Zu den häufigsten Symptomen der Omikron-Infizierten zählten Husten (83 Prozent), eine laufende beziehungsweise verstopfte Nase (78 Prozent), Müdigkeit (74 Prozent), Halsschmerzen (72 Prozent), Kopf- beziehungsweise Muskelschmerzen (68 bzw. 58 Prozent) sowie Fieber (54 Prozent). Geruchs- und Geschmacksstörungen wurden ebenfalls berichtet, wenn auch etwas seltener (12 bzw. 23 Prozent). Lediglich eine infizierte Person hatte einen komplett asymptomatischen Verlauf.
Die Inkubationszeit – also die Zeitspanne bis zum Beginn der Symptome – lag bei den Omikron-Infizierten im Schnitt bei drei Tagen. Dies sei insbesondere im Vergleich zu anderen Virusvarianten "kurz", heißt es im Bericht der ECDC. Bei Delta liege die Zeitspanne demnach durchschnittlich bei 4,3 Tagen; bei vorherigen Virusvarianten sogar bei fünf Tagen. Die Autoren des Berichts verweisen aber auf die begrenzte Aussagekraft der Daten: Demnach könne letztlich nicht bewiesen werden, dass alle Ansteckungen auf eben jener Veranstaltung stattfanden. Unter Umständen könnte es an dem Abend auch mehrere Virus-Eintragungen gegeben haben. Der Reiserückkehrer wäre in diesem Szenario nicht allein für alle Ansteckungen verantwortlich gewesen.
Bis zum Zeitpunkt der Auswertung am 13. Dezember musste keine der infizierten Personen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Es könnte sich dabei um einen positiven Effekt durch die Impfungen handeln, heißt es in dem Bericht. Spekulationen über mögliche mildere Krankheitsverläufe mit Omikron werden in dem Report nicht gemacht.
Zwar gibt es Hinweise aus Südafrika, dass die Virusmutante zu milderen Krankheitsverläufen führen könnte. Experten betonen aber, dass es für eine endgültige Aussage noch zu früh sei. Derzeit wird eher von einer nicht deutlich reduzierten Krankheitsschwere durch Omikron ausgegangen.
Der Ausbruch in Oslo untermauere die Annahme, dass Omikron auch unter doppelt Geimpften hochgradig übertragbar sei, heißt es in dem Bericht. Hinweise, dass sich Omikron dem Immunschutz Geimpfter und Genesener besser als andere Varianten entziehen kann, gibt es bereits seit einigen Tagen, etwa auf Basis von Labordaten. Demnach dürfte Omikron im Vergleich zu vorherigen Varianten zu mehr Durchbruchsinfektionen und Re-Infektionen führen. Experten rechnen deshalb in Deutschland schon bald mit stark steigenden Inzidenzen durch die Virusvariante. Aktuell dominiert hierzulande noch die Virusvariante Delta das Infektionsgeschehen.Omikron Impfstoffe Wirkung drei Erkenntnisse 16.17
Eine Booster-Impfung erhöht den Schutz vor Ansteckung auch gegen Omikron, wie vorläufige Daten aus Großbritannien zeigen. Die Auswertung ergab, dass der Schutz vor symptomatischer Infektion mit Omikron 15 Wochen nach der zweiten Dosis Biontech auf 34 Prozent sinkt. Astrazeneca-Geimpfte hatten zu diesem Zeitpunkt bereits keinen Schutz mehr vor einer symptomatischen Erkrankung. Bei beiden Vakzinen stieg die Schutzwirkung zwei Wochen nach einer Booster-Impfung wieder auf über 70 Prozent gegen Omikron.
Impfstoffhersteller arbeiten zudem bereits an speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffen. Experten rechnen aber damit, dass diese erst nach der aktuellen Winterwelle zur Verfügung stehen werden. Sie raten deshalb, für die Booster-Impfung auf derzeit verfügbare Impfstoffe zurückzugreifen.
Quelle: European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)