J.P. Morgan: 200 Millionen Strafe wegen Whatsapp: Wie der Messenger eine Bank teuer zu stehen kommt
In den USA hat die Investment-Bank J.P. Morgan empfindliche Strafen kassiert. Der Grund ist die Nutzung des beliebten Messengers Whatsapp.
Schnell mal ein Video in die Freundesgruppe, per Sprachnachricht Bescheid sagen, dass man später kommt oder unkompliziert Fotos teilen: Whatsapp ist bei Milliarden Menschen rund um den Globus das Mittel der Wahl, um mit anderen in Kontakt zu bleiben. Auch bei der US-Bank J.P. Morgan fand der Messenger seine Fans. Das hat dem Unternehmen nun zwei saftige Strafen eingebracht.
Die Großbank muss 200 Millionen Dollar (etwa 177 Millionen Euro) Strafe an zwei US-Behörden abdrücken, berichtet unter anderem "CNBC". Demnach einigte sich J.P. Morgan mit der Börsenaufsicht SEC auf eine Strafzahlung von 125 Millionen Dollar, hinzu kam eine zweite Strafe der Handelskommission. Der Vorwurf ist bei beiden der gleiche: Mitarbeiter der Bank hätten den Messenger genutzt, um ihre Geschäfte zu verschleiern und die Dokumentarpflicht der Behörden zu umgehen.PAID STERN 2020_07 Alternative Apps 1435
Strenge Regeln
Der SEC zufolge hatte die Bank zugegeben, im Zeitraum von Januar 2018 bis November 2020 und eventuell schon zuvor die Verpflichtung verletzt zu haben, die geschäftliche Kommunikation der eigenen Angestellten vollständig zu dokumentieren. Angestellte hätten demnach Privatgeräte und Messenger genutzt, um Gespräche mit Kunden und Börsenmaklern zu führen. Das verstoße gegen US-Bundesrecht, so die Behörde. "CNBC" zufolge müssen US-Finanzunternehmen ausführliche Aufzeichnungen über sämtliche geschäftliche Kommunikation aufbewahren, um nachweisen zu können, dass keine Gesetze gebrochen wurden. Beispiele sind Ermittlungen zu Verstößen gegen Monopolregelungen oder Betrugsversuche.
Für die Banken wird das langsam zu einem Problem. Wie in anderen Bereichen setzt sich auch im recht konservativen Bankwesen zunehmend eine informellere Kommunikation durch, statt steifer E-Mails wollen Kunden lieber über den kurzen Weg eines Messengers Kontakt mit ihren Brokern halten. Obwohl Whatsapp in den USA im internationalen Vergleich eine eher geringe Rolle spielt, ist der Messenger bei den internationalen Kunden der Banken als Kommunikationsmittel beliebt. Auch andere Plattformen wie Telegram oder Signal spielen eine Rolle.
Obwohl auch andere an der New Yorker Börse aktive Banken die Messenger nutzen, steche J.P. Morgan heraus, bemerkten die Behörden. Der SEC zufolge kommunizierten dort auch Topmanager und die Firmenleitung über private Smartphones und den Messenger. Das heißt nicht, dass die anderen Banken außen vor seien: Die Ermittlungen hielten an, verkündete die Behörde. "Wenn sich die Technologie verändert, ist es umso wichtiger, dass alle Beteiligten darauf Wert legen, ihre Kommunikation zu dokumentieren, um den Eindruck zu vermeiden, man wolle die Regulierungen umgehen", erklärte SEC-Chef Gary Gensler in einer Presseerklärung.
Nicht der erste Chat-Skandal
Dass die Behörden das rigoros kontrollieren, dürfte die Banker eigentlich nicht überraschen. In der Vergangenheit waren mehrfach Börsenskandale aufgedeckt worden, weil sich Banker etwa in geheimen Chaträumen unerlaubt miteinander absprachen, um die Preise zu manipulieren.
Die Nutzung von Whatsapp und anderen verschlüsselten Kommunikationswegen könnte durchaus auch eine Reaktion auf diese Skandale sein. Die Nachrichten sind beim Versenden nicht mitzulesen, selbst wenn die Behörden den Datenverkehr der Broker überwachten, könnten sie also keine Verstöße überführen. Bei Reddit berichten Broker allerdings, dass die Banken ihre Angestellten auf anderem Wege dazu bringen, die Messenger nicht für illegale Handlungen zu nutzen: Sie müssten nun sämtliche Chat-Verläufe exportieren und vorlegen, klagte ein Nutzer. Andere bestätigten das Vorgehen. Auch J.P. Morgan lässt den Messenger nun nur noch beschränkt nutzen: Über die Softwarelösung Symphony lassen sich Einzelchats mit Whatsapp-Nutzern führen - und werden dabei automatisch protokolliert.
Quellen: CNBC, J.P. Morgan