Rio de Janeiro: An der Copacabana: Volle Strände trotz brasilianischer Corona-Mutation
Während die einen auf Intensivstationen liegen und um ihr Leben kämpfen, liegen die anderen an Stränden der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro. Ein Auswanderer zeigt sich besorgt.
Dieser Beitrag erschien zuerst an dieser Stelle auf RTL.de
An den Stränden der brasilianischen Millionenstadt Rio de Janeiro sieht es aus, als wäre die Corona-Pandemie vorbei. Während auf den Intensivstationen Corona-Patienten um ihr Leben kämpfen, sonnen sich andere dicht an dicht an den Stränden von Copacabana oder Ipanema. Auswanderer Michael Einard, der seit 1986 in der Stadt lebt, ist besorgt. "Die Strände sind voll und da trägt niemand eine Maske", erzählt er. Es sei beängstigend, dass die Zahlen plötzlich schlagartig nach oben gehen würden. "Ich habe die Befürchtung, dass das aus dem Ruder laufen könnte", sagt Einard.
Michael Einard kann seit fast einem Jahr nicht mehr arbeiten
Normalerweise verdient er sein Geld als Stadtführer für europäische Touristen. Doch inzwischen hat Einard seit fast einem Jahr nicht mehr gearbeitet. Seit Beginn der Corona-Pandemie meiden die Touristen Brasilien, wo das Virus besonders stark wütet. In dem Land gibt es die drittmeisten Corona-Fälle überhaupt. Bei den Corona-Toten liegt Brasilien sogar auf Platz 2 direkt hinter den USA. Laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität starben dort inzwischen fast 225.000 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein.
PAID STERN KW36 Corona-Billigflüge 11.25Jetzt breitet sich auch noch eine neue Virus-Mutation im Land aus. Deutschland hat Brasilien darum auf die Liste der Hochrisikogebiete gesetzt und ein Einreiseverbot verhängt. Die Badegäste am Strand scheint das wenig zu kümmern. Auch in den Geschäften und auf dem Markt geht es vergleichsweise locker zu. "Mindestabstand und gewisse Vorsichtsmaßnahmen werden teilweise eingehalten aber teilweise auch nicht", erzählt Einard. Es komme ein bisschen auf das Viertel, die Soziale Schicht und das Alter an, ob sich jemand an die Regeln hält oder nicht.
Viele Strandbesucher ignorieren Maskenpflicht und Mindestabstand
Der deutsche Auswanderer und seine Frau versuchen, sich so gut wie möglich zu isolieren. Normalerweise würden sie sich abends mit Freunden zum Essen treffen. Das fällt im Moment allerdings aus. Soziale Kontakte würde er seit Beginn der Pandemie nur noch digital pflegen, sagt Einard. Nach draußen geht er nur noch mit FFP2-Maske.
Auch in Brasilien gelten eigentlich Hygiene-Regeln, um die Pandemie in Schach zu halten. "In allen öffentlichen Räumen, auch im Freien, besteht die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Der Mindestabstand von 1,5 Meter zu anderen Personen muss eingehalten werden", ist auf der Internetseite zu lesen. An den Stränden von Rio gilt das eigentlich auch, wird aber von vielen ignoriert.
Auch aus Sao Paulo gingen Bilder von Fußballfans um die Welt, die ohne Maske und Mindestabstand den Einzug ihres Teams ins Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, feierten – so als hätte es Corona nie gegeben.
Erst ein Bruchteil der Bevölkerung ist gegen Corona geimpft
"Wir versuchen schon, uns so gut wie möglich zu schützen", erzählt eine Passantin ohne Maske. Im Sand halte sie Abstand von anderen. Im Bus oder dort, wo viele Menschen zusammen kommen, setze sie auch eine Maske auf, um sich zu schützen, erklärt sie. Aber auf den Standbesuch am Wochenende will die Frau nicht verzichten. In Rio de Janeiro ist gerade Hochsommer und es herrschen häufig Temperaturen von über 40 Grad. Da fällt es vielen schwer, zuhause zu bleiben.
Zu Beginn der Pandemie wurden die Strände von Rio komplett gesperrt. Irgendwann erlaubte die Stadt dann Sport und Wassersport wieder. Inzwischen tummeln sich dort aber auch normale Badegäste, die in der Sonne liegen und entspannen wollen.
Auch Brasilien hat inzwischen angefangen, die Bevölkerung gegen Corona zu impfen. Bis alle geschützt sind, wird es aber noch dauern. Von den rund 6,7 Millionen Einwohnern der Stadt wurden laut Behördenangaben vom 28. Januar erst 100.755 geimpft.
In Manaus geht der Sauerstoff für die Corona-Patienten aus
In manchen Regionen des Landes verschärft sich die Situation gerade gefährlich. Manaus geht der Sauerstoff zum Beatmen der Corona-Patienten aus. Viele Krankenhäuser in der Amazonas-Metropole sind voll belegt und können niemanden mehr aufnehmen. Experten befürchten, dass das auch anderen Städten im Land bevorstehen könnte, wenn dich die gefürchtete, hochansteckende Virus-Mutation weiter ungehindert verbreiten kann.