Flüchtlingskrise: Europas Vasallendasein als Wurzel des Übels
Doch bei aller Tragik dieses Geschehens, das Europa immer weiter schwächt, ist dies nur ein Symptom eines viel tiefer sitzenden Grundübels, dessen Benennung und Diskussion die auf Linie gebrachten europäischen Medien krampfhaft meiden: der vasallenhaften Abhängigkeit Europas von den USA und des eigenen Unwillens bzw. Unvermögens, sich aus dieser Lage zu befreien.
In den letzten 10 Jahren hat die Gleichschaltung der politischen Klasse Europas und der Leitmedien im Sinne der transatlantischen Politik ungeahnte Ausmaße erreicht und übersteigt inzwischen bei weitem die Zustände des Kalten Krieges, als es in Westeuropa eine kritische Presse und eigenständige hochkarätige Politiker gab. Eine Folge davon ist die bestenfalls wohlwollend-neutrale, schlimmstenfalls die aktiv unterstützende Haltung der Europäer zu allerlei Kriegsabenteuern der USA in ihrer eigenen direkten Nachbarschaft, wobei weder die offensichtliche Verlogenheit (wie beim Kriegsbeginn gegen den Irak oder beim Umsturz in Kiew) noch die offensichliche Erfolglosigkeit all dieser Unterfangen der blinden Gefolgschaft gegenüber dem großen Bruder einen Abbruch tut. Die Europäer ähneln einem Wahnsinngen, der gewissenhaft dabei hilft, die Umgebung seines Hauses in fremden Interesse in Brand zu setzen.
Als ob die Destabilisierung Jugoslawiens mit den Hunderttausenden erzeugten Flüchtlingen, die vor allem nach Europa und nicht in die USA strömten, noch keine lehrreiche Erfahrung war, ging das Ganze in der Folge gerade so weiter, ohne dass es aus Europa einen entschiedenen Protest gegen die US-Politik in Irak, Libyen, Syrien oder der Ukraine gab. Im Ergebnis landeten die Europäer in einer Welt von US-Gnaden, von der niemand behaupten kann, dass sie sicherer und komfortabler geworden ist. Für den Scherbenhaufen um sie herum zahlen die Europäer erst einmal kräftig die Zeche, sowohl für die unaufhörlichen Flüchtlinge, als auch für die zerrütteten Beziehungen zu Russland, die ebenfalls Europa viel stärker schaden, als den USA.
Gerade Russland kriegt den geballten Hass des transatlantischen europäischen Establishments, des Klüngels aus Politik und Medien. Hinter der geheuchelten Empörung über die vermeintliche Völkerrechtsverletzung in der Ukraine und über die "beispiellose" Untegrabung der globalen Friedensordnung (wobei die lange Kette der eigenen Untaten in diesem Zusammenhang außen vor gelassen wird), steckt in Wahrheit der Neid und der Hass eines Sklaven auf jemanden, der seine Selbstständigkeit nicht veräußert hat und noch frei im eigenen Interesse agieren kann.
Mit TTIP, das von der europäischen Führungskaste mit wenig Rücksicht auf die eigene Bevölkerung durchgeboxt wird, werden die Europäer bald obendrein noch die amerikanischen sozialen und arbeitsrechtlichen Standards übergestülpt bekommen, ob direkt oder durch wirtschaftlichen Druck. Denn dass sich die Amerikaner jemals an die europäischen Normen anpassen, steht überhaupt nicht zur Debatte. Demächst wird Europa noch unmittelbarer zu spüren bekommen, was es heißt, ein Vasall zu sein.
Der Ausweg aus diesem ganzen Elend wird erst beschritten, wenn die europäischen Wähler endlich die uneingeschränkte Souveränität ihrer Staaten als das oberste Gut begreifen. Wenn sie trotz medialer Vernebelung erkennen, was um sie herum in der Welt passiert und wer dafür verantwortlich ist. Wenn sie aufhören, ihrem angestammten Establishment, der den Willen Amerikas vermittelt, immer wieder auf den Leim zu gehen. Erst wenn das alles fest im Blick behalten wird und bei den nächsten Wahlen an der Wahlurne seine Berücksichtigung findet, besteht eine Hoffnung auf Änderung, auf ein Agieren Europas im eigenen Interesse. Europa sollte wieder schleunigst lernen, eigenverantwortlich zu handeln und aus Eigeninitiative seine Umgebung stabilisieren, ohne auf denjenigen zu warten, der die Brände erst angelegt hat. Andernfalls wird der Karren immer tiefer in den Dreck gefahren. Der (noch) bestehende Wohlstand sollte niemanden täuschen.