Das Verbot Schach zu spielen
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Die Geschichte
Im Laufe der Geschichte wurde das Schachspielen von allen monotheistischen Religionen wie die der Juden, Christen und Mohammedaner in verschiedenen Epochen verboten.
Dazu gehörten Länder wie Russland, Deutschland, Persien und viele andere, die das Schachspiel untersagten;
sogar die damaligen Templer erhielten zeitweise das Spielverbot.
Dies hört sich für unsere heutige Auffassung doch recht seltsam und fast unglaublich an.
Warum also wurde das Schachspiel in seiner Geschichte so verfolgt und verboten?
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Vielleicht liegt einfach die Ursache darin, dass viele Geistliche oder Herrscher nicht wollten, dass das normale Volk sich im Nachdenken übt. Wer weiss?
Eigentlich ist es kaum zu erklären….
Erschreckend waren damals die sogenannten “Glaubensgerichte”.
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Dort wurde in der Tat “lebendes Schach” gespielt und zwar zwischen Blinden und gewöhnlichen Menschen, die man als grosse Schachfiguren verkleidete.
Wenn ein Blinder oder “menschliche Figur” geschlagen wurde, erfolgte kurz darauf die Hinrichtung.
Nun wollen wir uns nicht in Einzelheiten verlieren , aber doch einen kleinen Streifzug durch die Jahrhunderte machen, wobei wir nur die krassesten Fälle zitieren, um den geneigten Leser zwar aufzurütteln, aber auch nicht zu langweilen.
Das Schach (“shtranj”) wurde ganz öffentlich und ohne Einschränkungen nach dem Tod von Mohammed im Jahre 642 n. Chr. gespielt.
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Allerdings missbilligte sein Schwiegersohn, der Kalif Ali Ben Abu-Talib, bereits im Jahr 655 die Ausübung des Spieles in seiner über das ganze Land verbreiteten Sekte wegen der Ähnlichkeit der Figuren in deren Religion.
Die Folge war, dass im Jahre 680 die fünfzigste Ordensregel das Schach als verboten erklärte.
Jedoch das Lustige daran war, dass die Kalifen unter sich durchaus Schach spielten und auch starke Spieler unter ihrem Einfluss standen und gefördert wurden.
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Wir überspringen gut zwei Jahrhunderte und befinden uns im Jahre 810; in einer Zeit, als die grössten und besten Schachspieler so bekannt und berühmt wurden, so dass sogar die Kalifen sie finanziell unterstützten.
Ebenfalls wurde die noch heute gültige Bezeichung “Grossmeister” von dem Kalifen al-Ma’mun in jenem Jahr eingeführt.
Um 900 wurde auch in Indien das Schach sehr ernst genommen, wobei allerdings eine grausame Variante gespielt wurde, indem man seine Finger verwettete.
Wer verlor, dem wurde ein Glied abgehackt.
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Nach der Jahrtausendwende entwickelte sich das Schach als eines der beliebtesten Spiele unter den (katholischen) Klerikern, sodass die Geistlichen mehr Zeit dem Schachspielen widmeten als dem Ausüben ihrer religiösen Pflichten.
Um das Jahr 1.100 wurde das Schach in England als eines der gehobenen Gesellschaftsschicht vorbehaltenes Spiel angesehen, so auch allmählich in den anderen europäischen Ländern.
Allerdings waren Frauen davon ausgeschlossen.
Während der Kreuzzüge wurde das Schach immer populärer, doch zu jener Zeit verdammte der englische Schriftsteller Alexander Neckham das Schach als ein frivoles Spiel.
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Um 1.200 hatte sich das Schach bei der jüdischen Bevölkerung als ein sehr beliebtes Spiel entwickelt, wurde aber von dem Rabbiner Maimonides in die Reihe der verbotenen Zeitvertreibe eingeschlossen.
Auch in England verbot der Erzbischof von Canterbury, John Peckham, das Schach und drohte seinen Gläubigen mit einer Art von Diät mit Brot und Wasser, wenn sie wieder rückfällig würden.
In Deutschland verbot man offiziell das Schachspiel im Jahre 1310 auf der Ratsversammlung in Trier.
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Erst im Jahre 1329 wurde das Verbot auf der Synode von Würzburg gelockert.
Frankreich durfte nicht draussen bleiben. Also erlaubte
Karl V (1337-1380) auch dort das Schachspiel nicht.
Selbst Karl VI (1368-1422) unternahm nichts, das Verbot in Frankreich ausser Kraft zu setzen, verlor aber im Laufe der Zeit das Recht dazu und somit auch die Gefolgschaft.
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gemalt von Jan Cornelisz Vermeyen
Gegen Ende des 14. Jahrhundert hatte sich das Schach in Europa aber soweit eingebürgert, dass es nur noch örtlich verboten werden konnte.
Im Jahre 1550 erwähnte die Heilige Therese von Avila , eine Reformerin des spanischen Konventes, in ihren Schriften die Ethik und das Schach.
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Folglich übernahmen die kirchlichen Oberhäupter in Spanien die Schirmherrschaft für die Schachspieler.
Einen Querkopf gab es jedoch immer unter den Herrschern. In diesem Fall war es 1551 der Zar Ivan IV (1530-1584), “Ivan der Schreckliche”, der in ganz Russland das Schach verbot.
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Wie konnte es anders sein, etwas Negatives kann man immer finden. So passierte es, dass im italienischen Cremona
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eine Seuche ausbrach und letztlich allen Gesellschaftsspielen die Schuld zugeschoben wurde, was ein offizielles Verbot zur Folge hatte, einschliesslich Schach!
Kommen wir wieder zurück nach Russland. Selbst dort wurde im 17. Jahrhundert von dem Zar Alexei (1626-1676) nochmals das Schachverbot bestätigt.
In unserer Betrachtung dürfen die Puritaner nicht fehlen, und auch sie waren gegen das Schach und rieten von dessen Ausübung ab.
Nun müssen wir aber eine Lanze zu Gunsten der späteren geistlichen Oberhäupter brechen wie Tomas Becket (Erzbischof von Canterbury), Charles Borromeo (Bischof von Mailand), Papst Gregor VI, Papst Inocencio II, Papst Johannes Paul I, Papst Johannes Paul II, Papst Leo X, Papst Leo XIII, Kardinal Richelieu und Billy Graham als evangelischer Prediger aus den USA.
Da bekanntlich Ausnahmen die Regeln bestätigen, verbot der Ayatollah Khomeini das Schachspiel nach seiner Rückkehr in den Iran.
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Somit war vor nicht allzu langer Zeit, der Iran das einzige Land der Welt, wo nicht Schach gespielt werden durfte.
Des Ayatollah’s Begründung lag darin, dass das Schach das religiöse Erinnerungsvermögen beeinträchtigen und geistige Schäden verursachen könne. Ausserdem fürchtete er, dass eine zu Kriegen führende Angriffslust entstände!!
Sicher können wir uns alle noch daran erinnern, dass unter dem Schah von Persien das Schachspiel mehr als gefördert wurde. Es war allerdings das einzige arabische Land, das internationale Schachturniere organisierte und sogar die 22. Schacholympiade im Jahre 1976 in Haifa (Israel) organisierte.
Abschlusstabelle
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Nun darf auch einmal geschmunzelt werden:
Selbst 1996 wurden das Schach und die Mitgliedschaft bei sonstigen Vereinigungen fuer Schüler der Mittelklassen in Salt Lake City, Utah, verboten, deren Leitung den Mormonen untersteht.
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Mormonisches Schriftbild
Einige der trotzdem gegründeten 30 Vereine, einschliesslich Schachklubs, wurden noch bis Ende 1997 nicht erlaubt.
Aber inzwischen haben die Mormonen auch elektrisches Licht zu Hause, so dass nach getaner Tagesarbeit dem Schachspiel in den Abend- und Nachtstunden eigentlich nichts mehr entgegenstehen dürfte.
Vielleicht würde es sich lohnen, einmal hinzufahren, um die Umstände zu überprüfen.
Nun zum Schluss doch noch eine betrübliche Nachricht:
Die Vorteile des Erlernens und Spielens des Schaches ist bei manchen Moslems immer noch nicht angekommen, da sie nach wie vor davon ausgehen, dass das Schach eine Sünde sei.
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Nun ja, wer so glaubt, der wird vielleicht auch seelig!
Quelle: Nuestro Círculo, Arqto. Roberto Pagura, Buenos Aires
Sitges (Barcelona), im August 2014