Neckar-Odenwald-Kreis: Neues Konzept für Ausbildung von Tagespflegeeltern
Von Noemi Girgla
Neckar-Odenwald-Kreis. Das Familienkonzept, bei dem ein Elternteil zu Hause bleibt, gehört in vielen Familien der Vergangenheit an. Daher ist die Kindertagespflege immer stärker gefragt – auch im Neckar-Odenwald-Kreis. Die Plätze sind jedoch aufgrund der beschränkten Kapazitäten hart umkämpft. Umso wichtiger ist die Ausbildung weiterer Tagespflegeeltern.
Dabei sei die Kindertagespflege nicht als Konkurrenz zu den herkömmlichen Kindergärten zu verstehen, sondern als ein zusätzliches Angebot, das das Spektrum der Kinderbetreuung erweitere, betont Tanja Siebert-Weiß, Sozialpädagogin und Fachberaterin beim Tageselternverein Neckar-Odenwald-Kreis.
Um die Ausbildung der Tagespflegeeltern qualitativ noch einmal zu steigern, soll 2021 ein neues Ausbildungskonzept im Kreis eingeführt werden. Bislang richtete sich der Lehrplan nach den Vorgaben des Curriculums des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und umfasste 160 Unterrichtseinheiten. Nun sollen diese Einheiten fast verdoppelt werden. 300 sind im neuen Leitfaden des "Kompetenzorientierten Qualifizierungshandbuchs Kindertagespflege" (QHB) vorgesehen.
Da das erweiterte Qualifizierungskonzept zum Jahreswechsel 2020/21 umgesetzt werden soll, besteht dieses Jahr letztmals die Chance, die Qualifizierung zur Tagespflegeperson noch nach dem weniger umfangreichen Modell zu absolvieren. Tagespflegepersonen, denen noch Module fehlen, können diese nur noch dieses Jahr nach dem alten Modell abschließen.
Neu – und nicht in den 300 Unterrichtsstunden mit eingeplant – sind auch 80 Stunden Praktikum zu leisten, je zur Hälfte in einer Kindertagespflegestelle und einer Kindertagesstätte. "Dafür sind wir auf die Kooperation der Kindergärten im Kreis angewiesen. Wir werden auf die Kindergartenträger zugehen und wollen diese gerne in die Konzeptplanung einbeziehen", erklärt die Vorsitzende des Tageselternvereins Neckar-Odenwald, Michaela Neff.
Allgemein ziele das QHB stärker auf praxisorientierte Qualifizierung ab als sein Vorgänger, das DJI-Curriculum, erläutert Neff. Und Siebert-Weiß hebt hervor: "Das QHB basiert auf der Kompetenzorientierung. Die Erfahrungen, die die angehenden Tagespflegeeltern im Leben schon gemacht haben, werden bei dieser Vorgehensweise mit einbezogen. Von den Teilnehmern wird verstärkt Selbstreflexion und ko-konstruktives Lernen gefordert."
Die Qualifizierung gehe immer mehr in Richtung einer Ausbildung. So werde sowohl ihre Wertigkeit erhöht als auch die Entwicklung hin zu einem weiteren Berufsbild angestrebt, fügt Michaela Neff hinzu.
Trotz (fast) doppelter Stundenanzahl soll sich am Inhalt des Lehrplans nicht viel ändern. Die schon bestehenden Themen werden hauptsächlich intensiviert. Dafür soll verstärkt eine neue Lehrmethode angewendet werden, bei der die Teilnehmer in Gruppen pädagogische Themen und Szenarien erarbeiten. Auch solle künftig eine kontinuierliche Kursbegleitung, ähnlich einer Klassenlehrerin, die Gruppe über die gesamte Zeit der Qualifizierung leiten, berichtet Tanja Siebert-Weiß von einer weiteren Neuerung.
Der neue Qualifizierungskurs soll auch zum Teil über Gelder aus dem "Gute-Kita-Gesetz" finanziert werden.
In anderen Landkreisen in Baden-Württemberg wird das Konzept des QHB bereits von Tageselternvereinen angeboten. Dort seien die Kurse gut angenommen worden, berichten Siebert-Weiß und Neff. Auch hätten schon einige bereits ausgebildete Tagespflegepersonen angefragt, ob sie zusätzliche Unterrichtseinheiten aus dem neuen Konzept, die ab 2021 auf dem Plan stehen, aufstocken könnten. Diesem Wunsch möchte man gerne nachkommen.
"Die Konzeption für das erweiterte Qualifizierungskonzept besteht ja bereits", fasst Neff den Status quo zusammen, "jetzt müssen wir nur noch die Organisationsstrukturen entwickeln." Das wird in den nächsten Monaten die Aufgabe der Mitarbeiter des Tageselternvereins Neckar-Odenwald und des Landratsamts als Kooperationspartner des Tageselternvereins sein. Bis Mitte des Jahres soll das fertige Konzept stehen.
Die letzten Termine für das "alte" Modul I stehen bereits fest: In Mosbach wird vom 3. bis 14. Februar ein Vormittagskurs (9 bis 11.30 Uhr) angeboten, in Buchen ein Abendkurs (2. bis 13. März, 18.30 bis 21 Uhr).
Info: Tageselternverein NOK, Telefon 06261/899928. E-Mail: tageselternverein-nok@t-online.de; Landratsamt, Geschäftsbereich Jugendhilfe, Telefon 06261/842106 oder 06261/842105 und 06281/52122099.