Imagekampagne vs. Realität in Österreich: Eignet sich Österreich als Urlaubsdestination für Biker?
„You like it? Bike it“ – so klingt der Werbeslogan des österreichischen Tourismusverbandes. Etwas verwunderlich, denn Österreich genießt nicht gerade den Ruf als die mountainbike-freundlichste Destination. Zeit also, einen Blick in das Nachbarland zu werfen und zu schauen, was sich nach einer Saison als touristisch geförderte Bikedestination getan hat und was man alles so wissen sollte, wenn man den nächsten Bike-Urlaub in Österreich verbringen möchte.
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Mountainbiker haben es nicht überall leicht, was die Ausübung ihres Hobbys angeht. Trailverbote, oftmals begründet durch (ver)alte(te) Gesetze, sind keine Seltenheit. Als die österreichische Ministerin Elisabeth Köstinger bei der größten Tourismusmesse in Berlin im Frühjahr 2019 plötzlich Österreich als Mountainbike-Land in Szene setzte und den Slogan “You like it? Bike it!” präsentierte, war die Verwunderung groß – denn Österreich genießt, etwa im Vergleich mit der Schweiz, nicht gerade den Ruf als die mountainbike-freundlichste Destination. Zeit also, einen Blick in das Nachbarland zu werfen und zu schauen, was sich nach einer Saison als touristisch geförderte Bikedestination getan hat und was man alles so wissen sollte, wenn man den nächsten Bike-Urlaub in Österreich verbringen möchte.
1. Einleitung
Neulich erreichte die Redaktion eine Mail mit der Bitte, doch einmal über Österreich und das Mountainbiken dort zu berichten bzw. zu informieren. Denn schon wieder sei in der Steiermark ein Mountainbiker verklagt und zu einer Geldbuße gezwungen worden – wegen des Fahrens auf Forstwegen wohlgemerkt, welche auch noch unweit einer Offroad-Rennstrecke für Autos und Motorräder vorbeiführen würden. Um solche abstrusen und unverständlichen Aktionen zu vermeiden, würden Einheimische mittlerweile bei Möglichkeit lieber Touren im nahen Bayern fahren.
Den Unmut der einheimischen Biker verstärkt hätte dazu insbesondere die aktuell laufende Werbekampagne des Tourismusportals Österreichs, das mit dem Slogan “You like it? Bike it!” um radelnde Gäste wirbt. Die Einheimischen abseits der großen Hotspots wie Leogang oder Saalbach würden sich dabei nicht berücksichtigt fühlen und befänden sich bei jeder Ausfahrt stets in der Illegalität.
Mountainbiker aus dem Alpenparadies, die zur Ausübung ihres Sports nach Deutschland kommen? Diese Aussage hat direkt mein Interesse geweckt. Wir in Deutschland haben als Mountainbiker ja bekanntermaßen selbst vielerorts mit unsäglichen Gesetzesgebungen zu kämpfen – als Paradebeispiel sei hier einmal die Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg genannt. So war mir bisher nur die Sachlage bekannt, dass eigentlich wir Deutschen irgendwo hin ins Ausland flüchten, um dort legal biken zu gehen.
Und auf eben diese Reise- bzw. Geldausgebe-Lust wiederum zielt die Image-Kampagne von Tourismusministerin Köstinger ab. Klar, Mountainbiker machen selbst im Sommer in den Alpendestinationen insgesamt nur einen kleinen Anteil an Touristen aus, doch sind wir Biker im Normalfall immerhin recht zahlungskräftig und werden immer mehr.
Österreich als direkter Nachbar mit seiner grandiosen Landschaft und Infrastruktur würde natürlich alles bieten, was sich ein Mountainbiker wünschen kann. Bekannt ist, dass viele, insbesondere aus dem Wintersport bekannte Destinationen mittlerweile im Sommer stark auf Biker setzen und große Geldsummen investieren. Sölden sei hier mal als Beispiel genannt.
Doch wie ist insgesamt die Lage? Hat die Initiative der Tourismusministerin Köstinger etwas aus unserer Sicht Erfreuliches ins Rollen gebracht und sollte man sich Österreich unbedingt auf die Urlaubsliste schreiben? Oder ergibt das nur Sinn, wenn man sich in einem der großen Bikeparks austoben möchte und steht man quasi mit einem Bein im Gefängnis, will man die Trails drumherum erkunden?
Zeit also, sich einmal genauer in Österreich umzuschauen, um so herauszufinden, wo man gut und legal biken kann – eben ganz so, wie es der österreichische Tourismus offensichtlich suggeriert. Dafür betrachten wir die aktuelle Gesetzeslage in Österreich, schauen uns einmal die Versprechen des Tourismus an und führen kleine Interviews mit fünf Bikern, die in verschiedenen österreichischen Bundesländern wohnen und uns so ein möglichst realistisches Bild von der dortigen Situation zeichnen können.
2. Allgemeine Gesetzeslage in Österreich
Unter §33 des österreichischen Forstgesetzes lässt sich diese recht schnell herauslesen. Beginnen wir mal mit den guten Nachrichten: Jedermann darf den Wald laut Abschnitt (1) zu Erholungszwecken betreten, wenn nicht etwas – z. B. Forstarbeiten – dagegen spricht. Es ist davon auszugehen, dass mit „Jedermann“ auch die Menschen des weiblichen Geschlechts gemeint sind. Von entscheidender Wichtigkeit und für uns Radsportler ernüchternd ist allerdings das Wörtchen „betreten“. Denn schon unter (3) wird das Befahren grundsätzlich verboten, wenn es denn nicht explizit erlaubt ist. Dieser Abschnitt ist für die ganzen Scherereien verantwortlich.
Kurz und knapp: Mountainbiken ist in österreichischen Wäldern verboten, wenn es denn nicht explizit erlaubt ist.
Zu bedenken ist, dass das Forstgesetz aus dem Jahre 1975 stammt. §33 selbst ist im Jahr 1988 in Kraft getreten. Die oben zitierte Sprachwahl ist schon ein schöner Beweis dafür, dass eventuell eine Überarbeitung fällig wäre. Wenn man mal zurückschaut, war der Mountainbikesport Ende der 1980er Jahre in Europa noch nicht wirklich existent.
Dies hat sich allerdings in den letzten über 30 Jahren grundlegend geändert – vielleicht wäre es an der Zeit, das Wort „befahren“ etwas differenzierter zu betrachten? Dass nicht jeder Weg mit jedem Fahrzeug befahrbar sein sollte, steht außer Frage. Dass heutzutage aber selbst schmale Pfade sinnvoll mit dem Mountainbike befahren werden können, wie es vor 30 Jahren noch nicht der Fall war, ist aber ebenfalls nicht wegzudiskutieren.
Dasselbe gilt übrigens für das baden-württembergische Forstgesetz, das auch schon 25 Jahre alt ist. Ein jeder sollte ja bekanntermaßen eigentlich erst einmal vor der eigenen Tür kehren … Doch widmen wir uns wieder unseren alpinen Nachbarn.
3. Mountainbiken in Österreich – das sagt der Tourismus
Der Helm sitzt, das Panorama ist überwältigend, Adrenalin schießt ein, blitzblauer Himmel, volle Konzentration – los geht’s! Downhill durch den Wald, Schotter und Erde spritzen unter den Reifen, unten wartet der glasklare See. Mountainbiken in Österreichs Bergen ist legendär.
So wirbt im Dezember 2019 das offizielle Tourismusportal Österreichs unter dem Punkt “Mountainbiken in Österreich“. Abgesehen davon, dass es jedem in dieser Thematik sensibilisierten Biker bei der verwendeten Wortwahl die Zehennägel hochrollt – so sollte man doch lieber auf geeigneten Strecken Downhill fahren und nicht durch den Wald; Schotter und Erde spritzen zwar wohl oder übel beim Biken, jedoch sollte vielleicht nicht unbedingt damit geworben werden – klingt als Werbeversprechen aber durchaus gut. Panorama mögen Biker, blauen Himmel sowieso und Abfahrten zu glasklaren Seen ebenfalls.
Zu jedem Bundesland lassen sich Informationen mit offiziellen Trails finden, mit Bikeparks, geeigneten Unterkünften und auch Links zu Bikeschulen. Der Tourismusverband versteht eindeutig etwas von seiner Arbeit und macht einem richtig Lust, direkt in die Berge dorthin zum Radeln zu fahren. Die verwendete Text- und Bildauswahl vermittelt auf jeden Fall den Eindruck eines richtigen Singletrail-Mtb-Paradieses.
Unter dem Punkt “Was man über Mountainbiken in Österreichs Natur wissen sollte” findet man nach etwas Gesuche auch die Einwirkungen des oben genannten Waldgesetzes. Im Tourismus-Sprech klingt das dann so:
Der Schutz der Pflanzen- und Tierwelt in Österreichs Wäldern und Natur hat großen Stellenwert. Deshalb besteht keine generelle Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker.
Forststraßen dienen als Arbeits- und Transportflächen für die Waldbearbeitung. Privat- und Forstwege dürfen ohne explizite Freigabe nicht befahren werden.
Auch auf typische Hindernisse wird hingewiesen:
Tiere haben Vorfahrt! Es kommt vor, dass plötzlich eine Kuh auf dem Trail steht. Deshalb immer achtsam den Weg im Auge behalten.
Grundsätzlich kann man also sagen, dass der Tourismusverband eine gute Arbeit macht und auf jeden Fall seine Aufgabe erfüllt: Er macht Lust auf Bikeurlaube in Österreich und sorgt durch die Lektüre seiner Webseite schnell für relativ viel Informationen.
Diese klingen allerdings durchweg arg positiv und nur mit etwas Hintergrundwissen wird klar, dass, abgesehen von den explizit ausgeschriebenen Touren, selbst das Befahren von Forstwegen verboten ist. Beworben werden allerdings nur die legalen Touren, insofern ist dem Tourismus hier kein all zu großer Vorwurf zu machen. Schwer zu kontrollieren ist allerdings, um welchen Anteil bei den Kilometerangaben es sich auch wirklich um für Mountainbiker geeignete Singletrails handelt und nicht um Forst- oder sogar Teerstraßen.
Um also zu handfesten Informationen zu gelangen, fragen wir einmal bei österreichischen Locals nach.
4. Mountainbiken in Österreich – die aktuelle Ist-Situation
Dass es mitunter eine Diskrepanz zwischen marketingträchtigen Versprechen des Tourismus und der Realität gibt, ist bekannt. Also lassen wir ein paar einheimische Biker aus unterschiedlichen österreichischen Regionen zu Wort kommen, um herauszufinden, wohin der nächste Bikeurlaub hingehen sollte und wohin eher nicht.
Gerald “Gerry” Haag (Nauders/Tirol)
Gerry arbeitet in Nauders am Reschenpass als Guide und Trailbauer. Wer dort schon mal biken war, hat sich vermutlich über das umfangreiche und abwechslungsreiche Trailnetz gefreut und ist sicherlich auch den bekannten “Gerry-Trail” gefahren – ab sofort weißt du, warum dieser so heißt.
MTB-News: Was hast du gedacht, als du von der Initiative “You like it? Bike it!” von eurer Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) mitbekommen hast?
Gerry Haag: Werbung für das Radsportland Österreich hätte man besser und auch differenzierter machen können. Ein Slogan für alle „Biker“ funktioniert so nicht, weil die Interessen unterschiedlicher nicht sein können. Deshalb ist die Kritik in der Mountainbike-Community durchaus nachvollziehbar, denn die Botschaft „You like it? Bike it!“ suggeriert, was es letztendlich in der Form nicht gibt: Wegefreiheit.
Von verantwortlicher Seite werden über 29.000 km offiziell freigegebener Mountainbike-Strecken in die Argumentationsschale geworfen. Laut upmove (s. h. weiter unten) sind es aber gerade mal 10.000 km, wobei ein nicht unerheblicher Anteil auf Asphalt verläuft. Als Mountainbiker interessieren mich freigegebene breite Forststraßen oder asphaltierte Radwege aber nur bedingt, sondern vielmehr das legale Befahren schmaler, bereits vorhandener Wander- und Waldwege.
Eine Änderung des Forstgesetzes wird es meiner Meinung nach weder in 5, 10 noch in 20 Jahren geben. Es fehlt einfach der politische Wille und am Ende des Tages auch das Verständnis. Es gibt aber auch Lichtblicke und Lösungen: 3-Länder-Enduro-Trails am Reschenpass, Bike-Republic Sölden, Home of Lässig in Saalbach Hinterglemm und so weiter …
Da du sehr grenznah wohnst: Merkt man hier Unterschiede zwischen den Ländern?
Man könnte es wie folgt zusammenfassen: In Österreich ist alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. Im Vinschgau und im Engadin ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist.
In der Schweiz ist das Mountainbiken im Straßenverkehrsgesetz (Art. 43, Abs. 1) geregelt. Demnach dürfen Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen, mit solchen Fahrzeugen nicht befahren werden. Ob das der Fall ist, wird im Rechtsalltag aber weitgehend über ausdrückliche Verbote angezeigt, ansonsten darf der Weg befahren werden. In Waldgebieten, wo der Schutz von Pflanzen und wildlebenden Tieren es erfordert, können die Kantone laut Waldgesetz den Zugang einschränken. Grundsätzlich gilt aber, dass der Wald der Allgemeinheit zugänglich sein muss.
Du wohnst in Nauders, das sich als hervorragendes Bikerevier einen Namen gemacht hat. Wie ist die Lage bei euch, was Verbote bzw. Toleranz oder sogar Unterstützung der Biker-Interessen angeht?
Nauders und Reschen auf der Südtiroler Seite haben sich in den letzten Jahren zu einer der Top-Mountainbike-Destinationen im Alpenraum entwickelt – und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. 2020 wird das Angebot an naturbelassenen Singletrails und eigens ‚gebauten‘ Wegen bei uns an die 60 km umfassen. Internationale Veranstaltungen dürfen natürlich auch nicht fehlen, denn Bühne und Spektakel müssen sein.
Bewährte Unterstützung erhalten die Biker weiterhin von den Bergbahnen in der Region, die für den Transport sorgen. Konflikte zwischen Wanderern und Biker tendieren mittlerweile gegen Null, weil durch die ständig wachsende Trail- und Trailkilometeranzahl kaum mehr die Notwendigkeit besteht, illegal im Sinne des Forstgesetzes unterwegs zu sein.
Andreas Pfaffenbichler, Präsident Verein upmove (Steyr/Oberösterreich)
MTB-News: Servus Andreas, stell dich doch bitte mal kurz vor.
Andreas Pfaffenbichler: Ich bin jetzt 57 Jahre alt und bin seit 1988 auf dem Bike unterwegs. Ich sitze ca. 150 Tage im Jahr am Rad, bevorzugt auf Touren mit kurvigen und holprigen Abfahrten in schöner Landschaft. Da wäre ich in Österreich ja grundsätzlich gut aufgehoben. Doch leider ist hier nach wie vor Radfahren auf Forststraßen und Wegen verboten. Seit 2014 engagiere ich mich bei upmove, für eine Verbesserung der Situation für Mountainbiker in Österreich, nachdem am Muckenkogel in Niederösterreich vier Radfahrer wegen Fahrens auf einer Forststraße vom dortigen Jagdpächter auf Besitzstörung mit einem Streitwert von 15.000 € verklagt wurde.
Was sagst du über die Initiative “You like it? Bike it!” von eurer Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP)? Hat sich seit dem Beginn dieser Initiative in Österreich für Mountainbiker etwas verändert? Was?
Die Werbekampagne „You like it? Bike it!“ hat für die erholungssuchenden Österreicher und ausländischen Gäste keinen Fortschritt im Angebot gebracht. Es ist „alter Wein in neuen Schläuchen“. Die österreichischen Kollegen haben sich sehr darüber geärgert, darum haben wir auch mit die Satireseite “You like it Bike it” auf Facebook gestartet, um auf den Unterschied der Mogelverpackung zur Wirklichkeit hinzuweisen.
Wie ist deine Meinung zu dem österreichischen Waldgesetz?
Das dort im §33 geregelte freie Betretungsrecht im Wald war 1975 ein großer gesellschaftlicher Fortschritt. Damals dachte man bei Fahren natürlich nicht an Fahrräder, sondern an KFZ. Dieses Betretungsrecht war konservativen Kreisen, besonders im Umfeld der Jagd, immer ein Dorn im Auge. Ca. ab 1990 wurde Moutainbiken immer breiter ausgeübt. Diese Unschärfe des Gesetzes wurde dann von Jägern und Grundbesitzern ausgenutzt, um Radfahren auf Forststraßen und Wegen zu verbieten. Eine Änderung des Gesetzes wurde durch diese Interessensgruppe seither verhindert.
Anstelle eines Gesetzes sollen – so deren Vorschlag – „Nutzungsverträge“ das Radfahren auf auf Forststraßen und Wegen ermöglichen. Doch diese Verträge benötigen immer den „guten Willen“ des Grundeigentümers und ggf. dessen Jagdpächters. Fehlt der, gibt es keine Verträge, somit keine Strecken und auch keine Möglichkeit, legal mit dem Rad auf Forststraßen und Wegen zu fahren. Und dieser „gute Wille“ fehlt eben oft. Da auch von Seiten der Interessensvertretungen der Grundbesitzer und der Jäger gegen diese Freigaben kampagnisiert wird – z.B durch Herbeireden eines in Wirklichkeit nicht existierenden Haftungsproblems – ist keine Verbesserung in Sicht.
Du wohnst in Steyr. Wie ist die Lage bei euch, was das Biken angeht?
Der Hausberg von Steyr gehört zum größten Teil dem Staat (Bundesforste), so wie ca. 20 % des österreichischen Waldes. Hier gibt es offizielle Strecken – auf Forststraßen. Abseits davon ist die illegale Nutzung im näheren Umkreis der Stadt kein Problem. Das beginnt, wenn man zu einer tagesfüllenden Tour aufbrechen will. Sobald man im privaten Wald unterwegs sein will, muss man mit Anhaltungen und Zurückweisungen rechnen. Befolgt man diese nicht, ist mit Klagen und Anzeigen rechnen.
Würdest du einem Touristen empfehlen, zum Biken nach Österreich zu fahren? Wohin genau und warum?
Ich nutze jede Gelegenheit, um im umliegenden Ausland unterwegs zu sein und empfehle das auch allen Sportsfreunden.
Was würdest du dir noch wünschen als Mountainbiker in Österreich?
Der größte Wunsch wäre natürlich, den §33 im Forstgesetz dahin zu ändern, dass Radfahren auf Straßen und geeigneten Wegen auf eigene Gefahr im Betretungsrecht enthalten ist. Für offizielle, ausgeschilderte Routen sollten dann weiter Verträge vom Tourismus oder der öffentlichen Hand mit den Grundeigentümern abgeschlossen werden.
Christoph vom Lines Magazin (Wien)
MTB-News: Hi Christoph, stell dich doch bitte mal kurz vor.
Christoph: Servus, ich bin der Christoph vom LINES Magazine. Ich komm beruflich und privat recht viel umher und schau, dass ich so oft wie möglich am Radl sitz.
Was sagst du über die Initiative „You like it? Bike it“ von eurer Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP)?
Ich glaube, man muss sich bewusst machen, dass es eine reine Marketingkampagne ist. Sie soll Touristen zum Radfahren nach Österreich bringen und das tut sie wahrscheinlich auch. An den Rahmenbedigungen ändert sie aber nichts.
Hat sich seit dem Beginn dieser Initiative in Österreich für Mountainbiker etwas verändert?
Für Mountainbiker in Österreich hat sich nichts geändert. Die (gesetzliche) Situation ist, wie gesagt, unangetastet. Als positive Veränderung könnte man möglicherweise werten, dass die Kampagne – von einer Institution wie der Österreich Werbung – mehr Aufmerksamkeit und damit Akzeptanz fürs Biken in der Bevölkerung schafft.
Wie ist deine Meinung zu dem österreichischen Waldgesetz?
Das österreichische Forstgesetz stammt aus dem Jahr 1975. Das sagt schon viel. Da hat noch niemand daran gedacht, mit Fahrrädern im Wald zu fahren. Weil eine Aktualisierung bis jetzt ausgeblieben ist, haben Biker in Österreich den schwarzen Peter. Besonders, wenn man die Situation mit ähnlichen Sportarten wie Skifahren/Skitourengehen vergleicht (das überall erlaubt ist) fällt auf, dass es an der Historie liegen muss.
Wie ist die Lage bei euch, was das Biken angeht?
Ich wohne seit kurzem in Wien, hab die letzten 8 Jahre in Graz gelebt und stamme ursprünglich aus Oberösterreich. Generell lässt sich sagen: Dort wo der Tourismus wichtig oder die Bike-Community stark und groß genug, gibt’s ein gutes Angebot an Strecken. Überall wo das nicht der Fall ist, schaut’s schwierig aus.
Würdest du einem Touristen empfehlen, zum Biken nach Österreich zu fahren? Wohin genau und warum?
Ja, würde ich. Auch wenn die generellen Rahmenbedingungen nicht bikerfreundlich sind, einige Regionen legen sich brutal ins Zeug – vor allem in den letzten Jahren. Die Trails am Reschenpass, Sölden, Serfaus oder auch zum Beispiel die Wexl Trails im Osten sollte man nicht missen.
Was würdest du dir noch wünschen als Mountainbiker in Österreich?
Generell mehr Akzeptanz und Wertschätzung Radfahrern gegenüber. Denn egal ob man auf der Straße, in der Stadt oder im Gelände unterwegs ist, als Radfahrer fühlt man sich immer ein bisschen als der Gemobbte. Besonders Mountainbiken ist eine derart naturverbundene Sportart, die wir unbedingt mehr fördern sollten. Mit der Action-Komponente bringt man auch Kinder und Jugendliche leicht zum Sport, was in Zeiten von Bewegungsmangel und Übergewicht eine gesellschaftliche Verantwortung ist.
Stefan Müller (Millstatt am See/Kärnten)
MTB-News: Hey Stefan, stell dich doch bitte mal kurz vor!
Stefan Müller: Servus, ich bin der Stefan Müller, 32 Jahre alt und komme aus Millstatt am See. Ich bin von Beruf her Mountainbiker für das Team Athlet Outentic und arbeite noch als Bike Guide und Blogger.