MLP Academics Heidelberg: Chancenlos beim 85:102 gegen Tabellenführer Chemnitz
Von Nikolas Beck
Heidelberg. Dass es gegen Chemnitz einen nahezu perfekten Abend benötigen würde, um bestehen zu können, war Branislav Ignjatovic schon vor der Partie klar. Davon waren seine MLP Academics Heidelberg am Sonntagabend vor 1017 Zuschauern im Olympiastützpunkt aber weit entfernt. Folgerichtig gab es gegen den souveränen Tabellenführer – die Niners hatten zuvor von 20 Spielen nur eins verloren – eine saftige 85:102 (41:50)-Niederlage.
Die Hausherren ackerten und rackerten zwar, steckten nie auf – aber brachten ihren Coach mit zahlreichen Fehlern in der Defensive dennoch auf die Palme. "Mit viel Herz und viel Engagement kommen wir zum Ende des dritten Viertels noch einmal auf sieben Punkte heran", resümierte Ignjatovic hinterher. Dann hoffe man als Heimmannschaft natürlich immer, dass ein paar Würfe reinfallen und man eine Chance bekommt.
Diese Hoffnung sollte sich allerdings schnell in Luft auflösen: "Was danach passiert ist, ist ein Desaster." Sechs Minuten später war die Partie bereits entschieden.
Und spätestens als sich Adam Eberhard bei einem Zug zum Korb den Knöchel verdrehte und sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte, herrschte Schockstarre auf den Rängen. Davon unbeeindruckt spielten die Sachsen schlichtweg ihren Stiefel runter, ließen zwei Dreier folgen und lagen plötzlich mit 22 Zählern in Front. "Im vierten Viertel haben sie uns klar und deutlich unsere Grenzen aufgezeigt", analysierte der Heidelberger Aufbauspieler Sebastian Schmitt.
In der eigenen Halle wolle man keine "Laufkundschaft" für den Ligaprimus sein, hatte Ignjatovic im Vorfeld angekündigt und von seinen Spielern vor allem Leidenschaft und Mut gefordert. Das konnte den Hausherren auch niemand absprechen. "Aber ich kann nicht behaupten, dass wir gut gespielt haben", so der Heidelberger Coach.
Dem 53-Jährigen schwante bereits nach einem Angriff von Chemnitz Böses. "Gleich die erste Aktion war etwas, was sie zehn Mal pro Partie machen – wir bereiten das vor und lassen es trotzdem zu." Für den Serben ein Indiz dafür, dass der Fokus eben nicht zu 100 Prozent da gewesen sei.
Dennoch war die erste Halbzeit über weite Strecken ausgeglichenen. Zum wiederholten Male in dieser Spielzeit waren es dann aber nicht die Heidelberger, die mit einem guten Gefühl in die Kabine gingen. Jedes Viertel bis zur letzten Sekunde konzentriert zu Ende bringen – im Basketball bekanntlich das A und O – gelang nicht.
Stattdessen kassierten Kapitän Phillipp Heyden und Co. einen 2:10-Lauf in den letzten zwei Minuten der ersten Hälfte. Und einmal enteilt, ließ sich Chemnitz auch nicht wieder einholen.
Zwar bestätigte der US-Amerikaner Zamal Nixon nach seiner Gala in der Vorwoche gegen Nürnberg seine ansteigende Form, war mit 22 Punkten wiederum fleißigster Punktesammler der Heidelberger, aber weil diesmal auch Davonte Lacy Probleme mit seinem Wurf hatte, kämpften sie am Ende mit stumpfen Waffen.
Lediglich Grant Teichmann, der im Schlussabschnitt – zugegeben als die Messe bereits gelesen war – drei Dreier traf und elf Zähler markierte, war es zu verdanken, dass es nicht noch deutlicher gegen den Aufstiegsfavoriten wurde.
Eine Niederlage mit 17 Punkten, die "in dieser Höhe auch in Ordnung geht", so Ignjatovic: "Die Mannschaft hat auch heute gezeigt, dass sie konkurrenzfähigen Basketball spielen kann. Aber um solch einen Gegner ärgern zu können, muss viel, viel mehr kommen."
Heidelberg: Nixon 22 (1 Dreier), Lacy 12 (2), Teichmann 11 (3), Heyden 11, Eberhard 11 (1), Trtovac 10, Würzner 4, Jelks 3 (1), Schmitt 1, Liyanage.
Chemnitz: Harris 25 (3), Ziegenhagen 14 (3), Matthews 13, Carter 12 (2), Elliot jr. 11 (3), Johnson 9 (3), Richter 8, Wimberg 6, Figge 2, Hoppe 2.
Stenogramm: 14:10 (5.), 23:25 (1. Viertel), 32:37 (16.), 37:40 (18.), 41:50 (Halbzeit), 54:66 (26.), 65:72 (3. Viertel), 67:78 (33.), 70:92 (37.), 85:102 (Endstand).