Heidelberg: Das Wissenschaftsfestival "Geist Heidelberg" geht in die neunte Runde
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Von Volker Oesterreich
Heidelberg. Der Geist weht, wo er will, heißt es frei nach dem Johannes-Evangelium. Bis Mitte Dezember weht er besonders kräftig, weil das Deutsch-Amerikanische Institut (DAI) zum neunten Mal zum Wissenschaftsfestival "Geist Heidelberg" einlädt. Dabei wird Expertenwissen aus erster Hand vermittelt. DAI-Chef Jakob Köllhofer strebt mit der Reihe das große Ganze an - nicht abgehoben, sondern unter lebenspraktischen Aspekten mit interdisziplinärer Ausrichtung. Letztlich geht es darum, was in physikalischer, biologischer, medizinischer, philosophischer oder theologischer Hinsicht die Welt im Innersten zusammenhält.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner würdigt das Festival als "phantastische Reihe", die in den Zeiten des US-Präsidenten Donald Trump dazu auffordere, "sich mit den Fakten auseinanderzusetzen". Der Diskurs in der Öffentlichkeit sei enorm wichtig: "Wir wollen Wissen ins Zentrum der Gesellschaft rücken."
Ähnlich sieht das auch DAI-Chef Jakob Köllhofer: "Wir begreifen ,Geist Heidelberg‘ als Kompass der Orientierung", sagte er bei der Vorstellung des Programms, das am Freitag mit dem Vortrag "Science as Revolution" des britischen Medizin-Nobelpreisträgers Paul Nurse beginnen wird. Der Biochemiker und Zellbiologe stellt sich und uns die Frage, wie die Naturwissenschaften durch ihre Innovationskraft unser Denken verändern (18. 10., 20 Uhr).
Zu den Stargästen des Festivals zählt auch der Religionskritiker Richard Dawkins, der in der Aula der Neuen Universität erklären will, warum wir Gott für ein sinnerfülltes Leben nicht brachen" (10. 11., 17 Uhr). Aber man kann alles auch ganz anders betrachten: Der Astrophysiker und Wissenschaftsmoderator Harald Lesch widmet sich an gleich drei Tagen "Gott und der Welt", wobei er Brücken zwischen Naturwissenschaften und Philosophie schlägt. Beide seien untrennbar miteinander verknüpft, lautet seine These, weil sich beide mit den gleichen Dingen beschäftigten: dem Anfang und dem Ende. Zunächst hält Lesch einen Vortrag, dann lädt er zu einem zweitägigen Symposium in kleinerem Rahmen. (1.-3. 11.)
Die Holocaustforscherin Deborah Lipstadt wurde international bekannt, als sie dem Holocaust-Leugner David Irving während eines spektakulären Prozesses die Stirn bot. Ein Gerichtsdrama, das sogar verfilmt wurde. Die Historikerin beleuchtet den "neuen Antisemitismus", der momentan wieder seine Fratze zeigt, wie gerade das Attentat eines Rechtsextremisten in Halle gezeigt hat (16. 11., 20 Uhr).
Die weitere Gedankenreise führt die Besucher von der "Macht der Nacht" mit ihren Traumwelten (30. 10, 20 Uhr) über die ultrakalten Atome, denen sich der Heidelberger Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle bei seiner Erforschung des Bose-einstein-Kondensats gewidmet hat (9. 11., 20 Uhr), bis zum geheimen Band zwischen Mensch und Natur, das der Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben so packend zu vermitteln versteht (13. 11., 20 Uhr).
Um die Zukunft der Chirurgie geht es, wenn Markus Hohenfellner, der Ärztliche Direktor der Heidelberger Urologie, das Projekt "OP 4.1" vorstellt (26. 11., 20 Uhr), während ein Wissenschaftlertrio unter dem Titel "Herz schlägt Hirn?" darüber debattiert, wie unser Verhalten gesteuert wird (4. 12., 20 Uhr). Das komplette Programm von "Geist Heidelberg" liegt als Broschüre vor und kann im Internet abgerufen werden.
Info: www.dai-heidleberg.de