Zweiter Weltkrieg: Midway – die Schlacht hinter dem Hollywood-Spektakel von Roland Emmerich
Roland Emmerich verfilmte eine der bedeutendsten Seeschlachten der Geschichte. In seinem Film "Midway" gibt es Explosionen und Patriotismus pur, das verrät der Trailer. Doch was geschah wirklich?
Am 7. Dezember 1941 griff die kaiserliche Marine Japans die amerikanische Flotte in Pearl Harbour auf Hawaii an. Der Schlag aus der Luft sollte die USA vernichtend treffen – danach hätten die Japaner den Pazifik beherrscht.
Etwa sechs Monate nach Pearl Harbour kam es zu einer gigantischen Seeschlacht. "Midway" – der Kampf zählt zu den größten Seeschlachten der Geschichte überhaupt und wurde nun von Roland Emmerich verfilmt. In den deutschen Kinos startet er am 7. November 2019.
Doch was passierte in der Schlacht bei den Midway-Inseln eigentlich und warum ist sie so bedeutend? Der Marinehistoriker John Keegan nannte die Schlacht von Midway immerhin "den atemberaubendsten und entschiedensten Schlag in der Geschichte der Seekriegsführung".
Ende der Schlachtschiff-Ära
Die Schlacht bei Midway wurde zum Wendepunkt des Pazifikkrieges, danach ging es für Japan nur noch zurück. Aber vor allem endete hier eine Ära - die der Schlachtschiffe. Seit den Zeiten der spanischen Armada hatten kanonengespickte Großschiffe die Kämpfe zur See entschieden. Das 20. Jahrhundert hatte diese Entwicklung gekrönt. Man baute riesige Schlachtkreuzer und Schlachtschiffe, die schwimmenden Bunkern ähnelten. Die gewaltigsten davon - die deutsche "Bismarck", die japanische "Yamato" oder die Iowa-Klasse der USA - wurden im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Doch die Schlacht von Midway zeigte, dass das Zeitalter der Schlachtschiffe zu Ende war. Midway wurde von den Trägern und den Piloten ihrer Flugzeuge entschieden.Kakazu Ridge
Ziel der Japaner war es, die amerikanischen Träger zu versenken, die ihnen in Pearl Harbour entwischt waren. Admiral Yamamoto Isoroku wollte mit einem fingierten Angriff, die Flotte der USA zum Auslaufen bewegen und dabei die Träger überraschend angreifen. Er konnte nicht wissen, dass die USA den Code der japanischen Marine geknackt hatten. Isorokus Gegenspieler, Admiral Chester W. Nimitz, kannte die japanischen Pläne genau. Die Japaner wollten die USA überraschen und liefen selbst in eine Falle.
Panne beim ersten Angriff
Der Vormittag des 4. Juni 1942 entschied die Schlacht. Amerikanische Torpedobomber erreichten die japanischen Schiffe als erstes. Um Aussicht auf einen Treffer zu haben, mussten sie sich in gerader Line und minimaler Höhe den japanischen Schiffen annähern. Doch diese wurden von schnellen, wendigen Zero-Jagdflugzeugen geschützt, die sich auf die schwerfälligen Bomber stürzten. 47 von 51 US-Flugzeugen wurden abgeschossen.FS Lexington
Mitsuo Fuchida beobachtete die Schlacht am Himmel vom Deck des Flugzeugträgers Akagi: "Die ersten feindlichen Flugzeuge, die angriffen, waren 15 Torpedobomber. Als sie von unseren Späh-Schiffen und der Patrouille entdeckt wurden, waren sie von den Trägern aus noch nicht sichtbar, aber sie erschienen bald als winzige dunkle Flecken am blauen Himmel." Gelegentlich zerbarst einer der Flecken in einer Flamme, dann kam ein Bericht der japanischen Jäger: "Alle 15 feindlichen Torpedobomber wurden abgeschossen. Fast 50 Zero waren aufgestiegen, um die ungeschützte feindliche Formation abzufangen! Kein Wunder, dass sie nicht durchgekommen sind".
Der Funker Harry H. Ferrier folg auf einer Grumman Avenger, er gehörte zu den wenigen Überlebenden des Angriffs und erinnerte sich: "Beim zweiten Angriff der Zeros wurde unser Turmschütze Manning getroffen und sein Turm außer Gefecht gesetzt. Der Anblick seines zusammengebrochenen und leblosen Körpers erschreckte mich. Ich hatte noch nie zuvor den Tod gesehen, und hier in diesen Moment waren meine Freunde und ich persönlich dabei."
Japaner wurden überrascht
Der japanische Admiral Nagumo hatte geglaubt, er habe die Schlacht gewonnen, nachdem er die Torpedobomber abgewehrt hatte. Doch letztlich wurde die Schlacht nicht von Plänen und Geheimdiensten entschieden, sondern durch den Zufall. Pech und Glück entschieden den Ausgang des Gefechts.Rabbit Island 9.38
Die Torpedobomber mussten ohne Begleitschutz angreifen - das war Pech und nicht geplant. Nimitz wollte eigentlich einen konzentrierten Schlag: Torpedobomber, Jäger und Sturzkampfbomber sollten auf einmal angreifen – doch tatsächlich verloren die Geschwader den Kontakt. So kam es zum selbstmörderischen Angriff der ersten Bomber. Doch die Sturzkampfbomber hatten dann enormes Glück: Sie wussten nicht, wo sich die Hauptmacht der Japaner befand. Aber sie stießen auf einen japanischen Zerstörer, der mit voller Kraft versuchte, zu seiner Flotte zu rückzukehren. Sein Kurs geleitet die Bomber zum Ziel. Exakt zum richtigen Zeitpunkt.
Als die 37 Sturzkampfbomber der "USS Enterprise" vom Typ Douglas Dauntless über den Japaner auftauchten, hatten die Zeros kurz zuvor die letzten Bomber der ersten Welle abgeschossen. Der zweite Angriff fand statt, als die Jäger umgeben von Bomben, Torpedos und Benzinschläuchen auf dem Deck der Flugzeugträger standen, um aufgetankt und neu munitioniert zu werden. Die Bomben der Amerikaner setzten alles in Brand. Fuchida beobachtete auch den Angriff der Sturzkampfbomber. Als die Japaner sie entdeckten, war es schon zu spät. Aus großer Höhe stürzten sie sich auf die Träger. "Das schreckliche Geräusch der Sturzbomber erreichte mich zuerst, gefolgt von der Explosion eines direkten Treffers. Es gab einen blendenden Blitz und dann eine zweite Explosion. Als ich mich umsah, war ich entsetzt über die Zerstörung, die innerhalb von Sekunden geschehen war. Da war ein riesiges Loch im Flugdeck direkt hinter dem Mittschiffsaufzug. Der Aufzug selbst, gedreht wie geschmolzenes Glas, hing in den Hangar. Deckplatten wickelten sich in grotesken Konfigurationen nach oben. …. Tränen strömten über meine Wangen, als ich sah, wie sich die Feuer ausbreiteten."
Wendepunkt des Pazifikkrieges
Innerhalb weniger Minuten sanken zwei japanische Träger, innerhalb von weiteren sechs Stunden gingen zwei weitere Träger verloren. Die "Hiryu" entkam zunächst. Ihren Flugzeugen gelang es, den US-Träger Yorktown schwer zu beschädigen, doch die Yorktown sank zunächst nicht. Später wurde sie von einem U-Boot versenkt. Mit dem Angriff verriet die "Hiryu" jedoch ihre Position, sie wurde ebenfalls aus der Luft zerstört. Die Amerikaner versenkten die vier Träger "Kaga", "Soryu" und "Hiryu" mit 322 Flugzeugen und über fünftausend Seeleuten. Besonders schwer wog der Verlust der eingespielten Serviceteams auf den gesunkenen Trägern. Dazu verloren die Japaner den schweren Kreuzer "Mikuma". Die amerikanischen Verluste beliefen sich auf 147 Flugzeuge und mehr als dreihundert Seeleute.
Quellen:
Japanese Story of the Battle of Midway
Ferrier, Torpedo 8: The other Chapter, Naval History Magazine Juni 2008,
Midway: The Battle that Doomed Japan; by Mitsuo Fuchida and Masatake Okumiya
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