Walldürn: Blutschrein in feierlichem Hochamt geöffnet
Walldürn. (adb) Der ansprechend gestaltete Eröffnungsgottesdienst in der Basilika, in dessen Verlauf Domdekan Andreas Möhrle (Freiburg) den Blutschrein geöffnet hat, bildete am heutigen Sonntag den Auftakt zur vierwöchigen Walldürner Hauptwallfahrtszeit. Die Wallfahrt zum heiligen Blut steht unter dem der Bergpredigt entnommenen Motto "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben".
Nach der Abholung am Pfarrheim St. Georg und dem feierlichen Einzug in die Basilika bekundete Stadtpfarrer Josef Bregula in seiner Begrüßungsansprache seine Freude über das ausgesprochen rege Erscheinen der Gläubigen und besonders der Pilgergruppen aus Laudenberg, Donaustauf, Eichenbühl und Waghäusel sowie natürlich das "Jahr für Jahr freudige und große Ereignis, die Hauptwallfahrtszeit zu begehen".
Allerdings kam er gleichsam auf eine nicht einfache Ausgangslage zu sprechen und erinnerte an den Blitzeinschlag vor rund zwei Wochen: "Seit dieser Zeit arbeiten viele Personen und Firmen im Hintergrund, um die Schäden zu beheben", ließ Bregula wissen. Wenngleich immer wieder neue Beschädigungen entdeckt werden und technische Störungen auftreten, hegte er die Hoffnung auf eine "reibungslose und unfallfreie Wallfahrt".
Weiter ging er auf das Leitwort "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" ein, das er als äußerst aktuell bezeichnete: Parallel zu den Jüngern Jesu nach des Herren Ankündigung, nicht mehr lange unter ihnen zu sein, fühlten sich heute zahlreiche junge Menschen verlaufen, verwirrt, frustriert und verunsichert über die Herausforderungen des Kommenden. Bewusst habe man sich daher auf die Bergpredigt besonnen: "Jesus gibt uns die Richtung vor und zeigt uns hier unser eigentliches Ziel auf", bemerkte Pater Josef Bregula und ermutigte die Gemeinde dazu, als gute Christen "gemeinsam auf diesem Weg den weiteren Lebensweg zu gehen und nach seiner Wahrheit zu leben, um zum ewigen Leben beim Herrn zu gelangen".
Nach den Lesungen schritten die Zelebranten zum Blutaltar, wo Domdekan Andreas Möhrle unter andächtiger Stille der Gottesdienstbesucher den Blutschrein öffnete.
Tiefsinnige Gedanken und präzise Formulierungen waren danach die Eckpfeiler der Predigt, mit der sich Möhrle an die Pilgerschaft wandte. Gekonnt integrierte er das Motto der Wallfahrt in seine Ausführungen und hob hervor, dass die Analyse des Glaubens angesichts zahlreicher Missstände zunehmend zur lähmenden Paralyse und regelrechter Schockstarre in Form eines sich breit machenden "Krisenmodus" werde. "Was an die Substanz geht, das geht an und in das Herz", betonte der Freiburger und spann den Bogen zu jener Substanz, mit der die Kirche und das Christsein gekennzeichnet werden.
Der Wallfahrt käme dabei der Stellenwert eines "wunderbaren, absolut tragfähigen und zielsicheren Symbols für Weg, Wahrheit und Leben" zustatten. Man habe es mit einem "progressiven Gott" zu tun, doch müsse die eigene Grundeinstellung stimmen, um ein Herz und eine Seele mit Jesus Christus zu sein und eine substanzielle Bindung zu ihm erleben zu können.
Frei nach dem Epheserbrief dürfe man sich als gläubiger Christ von der Liebe geleitet an die Wahrheit halten, müsse sich jedoch die eigene Rolle vergegenwärtigen. "Christen sind keine Funktionäre, sondern Wanderer auf einem Glaubensweg voll Wahrheit und Leben", merkte Domdekan Möhrle an und bezeichnete Gottes Antlitz als "Antlitz aller Menschen", um seine Predigt mit dem Hinweis zu beschließen, dass eine substanzstarke Kirche auch automatisch durch jene Substanz begünstigte Relevanz auf die Gesellschaft besäße.