Nußloch: Die Fastnachter haben sich selbst übertroffen
Von Anja Hammer
Nußloch. Die Nußlocher geben sich nicht mehr damit zufrieden, die Mondspritzer zu sein. Seit dem gestrige Dienstag können sie sich Mond-Eroberer nennen! Die "Freunde Schmudo" sind 50 Jahre nach der ersten Mondlandung mit einer gigantischen Rakete auf den Himmelskörper geflogen, haben ihn "eingefangen" und zusammen mit ihrem ausfahrbaren Raumschiff einmal quer durch Nußloch gekarrt. Dafür waren drei aneinandergekoppelte Wagen nötig. Ein wahrer Triumphzug, könnte man sagen. Oder: Die 36 teilnehmenden Gruppen des Faschingsumzugs "Südliche Bergstraße" haben sich selbst übertroffen.
Dabei stand der Höhepunkt in der fastnachtsliebenden Gemeinde unter gar keinem guten Stern: Es regnete. Entsprechend war die Zuschauerzahl mit rund 3000 geringer als sonst und die Zahl der Schirme am Straßenrand höher als sonst. Aber einen echten Fastnachter können ein paar Tropfen vom Feiern nicht abhalten.
Das Nußlocher Prinzenpaar, Prinzessin Hanuta und Prinz DeBeukelaer, ließ sich einfach chauffieren - in einer überdachten Rikscha. Das Büttenrednerpaar "Karl un Trudche" direkt dahinter wählte die bodenständige Variante: durchsichtige Capes. Und zweifelsohne am besten dran waren die Gajemänndl: Schlapphüte und Filzumhänge sind ohnehin ihr Markenzeichen und so mussten sie keinen Gedanken an den Regen verschwenden.
Die freundlichen Waldgeister des Karneval-Clubs Nußloch (KCN) hatten aber noch ganz andere Gesellen angelockt: Gruselige Dämonen mit langen Zotteln, schaurige Hexen mit Hakennasen und Warzen oder Gutsel verteilende Trolle mit freundlichem Grinsen waren angereist - die Schlegerhexen aus Heimsheim sogar 95 Kilometer. Heimvorteil hatten dagegen die Hexe vum Grobrunn und die Giggelsburg Waiwa. Je nach Laune - oder Zuschauer - verpassten sie den Fastnachtern am Straßenrand entweder eine Konfettidusche oder drückten ihnen eine Blume in die Hand.
Die "Jedermänner" der SG wussten derweil ebenfalls einen Vorteil zu nutzen: Als "Jedermeister" hatten sie einen der besten Plätze im Tross ergattert - nämlich direkt hinter einer der drei angereisten Guggenmusikgruppen. Und da konnten selbst Hirsche nicht still halten und mussten tanzen. Ähnlich gut hatte es die Sänger-Karawane erwischt, die vor dem Musikzug Nußloch lief. Die arabischen Scheichs hatten Straßenschilder à la "Vorsicht, Kamel" auf ihren Wagen geklebt. Ob sie damit wohl auf die Zirkustiere anspielten, die wenige Tage zuvor in der Nachbarstadt Leimen ausgebüxt waren?
Apropos Nachbarstadt: Weil sie den Narrenbaum gestohlen und nach Walldorf vor das Haus des Nußloch Bürgermeisters verfrachtet hatten, mussten die Schorlenasen im Sträflingskostüm den Narrenbaum komplett durch den Ort schieben. Die Waschweiber von den "Korkenknallern" hatten es da besser: Ihre "Last", die mit Süßigkeiten gefüllten Putzeimer, wurde mit jedem Schritt weniger.
Die Nußlocher Gruppen hatte es übrigens in alle Winkel des Universums gezogen. Neben den bereits erwähnten Schmudos auf dem Mond, begab sich die Fußballer-Jugend mit "Star Trek" in die Weiten des Weltraums. Weit unter die Erde waren die "Durstigen Amigos" gekommen. Unter dem Motto "Schicht im Schacht - Kumpel für immer" waren sie als Bergbau-Arbeiter unterwegs und hatten ein riesiges Bergwerk samt Mega-Musikanlage mitgebracht - wovon auch die Nußlocher Garden profitierten und spontane Tanzeinlagen hinlegten. Der farbenprächtigen Unterwasserwelt hatte sich die SG-Schwimmabteilung angenommen - nur schade, dass viele Kostüme unter Regenumhängen verschwanden.
Das Problem hatte die Delegation aus St. Ilgen nicht: Die "Frösche" vom gleichnamigen Karnevalclub waren kurzerhand mit grünen Froschregenschirmen aufmarschiert. Davon abgesehen fühlen sich Frösche im Regen wohl - nicht nur im Tierreich. Kein anderer Wagen wackelte und bebte so sehr wie der der Elferrats-Stimmungskanonen. Neben den Diljemern waren auch Abordnungen der Karnevalsvereine aus Wiesloch und Altlußheim dabei und brachten royalen Glanz - wenn auch die Prinzessinnen den ersten Teil der Strecke wegen des Regens noch im geschlossenen Cabrio zurücklegten.
Dem Regen ein Schnippchen schlug der KCN-Wagen. Die Elferräte ließen es einfach so viel Popcorn regnen, dass die Wassertropfen am Ende gar nicht mehr ins Gewicht fielen ...