Trinkwasser-Alarm in Dossenheim: Keine Panik in der Sauna – "Dann duschen wir eben mit Bier"
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Dossenheim. (dw) Die ehemalige Steinbrechergemeinde wird gerade von einer Hiobsbotschaft nach der anderen heimgesucht. Der Chemieunfall in Wieblingen war bis hierher zu riechen. Dann kam das blaue Wasser. Und gestern erfolgte erneut eine Trinkwasser-Warnung. Am Nachmittag befestigten Gemeindemitarbeiter ein Flugblatt mit allen wichtigen Informationen an den Eingangstüren der Dossenheimer Häuser. So konnte es auf keinen Fall übersehen werden. Die RNZ war in der Gemeinde unterwegs und sammelte Stimmen.
"Da sieht man erst einmal, wie viel Wasser man eigentlich so braucht und was für ein wichtiges Lebensmittel es ist", meinte eine Seniorin, die von ihren Kindern frühzeitig informiert wurde. Sorgen mache sie sich keine. In der Apotheke "Am Petrus" ging es gestern ebenfalls entspannt zu. Für vor Ort hergestellte Medikamente würde ohnehin spezielles Wasser verwendet, erklärte Apotheker Ralf Zeisberger und zeigte einen Fünf-Liter-Kanister. Ein Prüfzertifikat garantiere höchste Reinheit. Wer in der Apotheke eine Tablette einnehmen muss, erhält seit gestern Mineralwasser aus der Flasche.
Dass davon reichlich vorhanden ist, dafür hat Annette Spieß, Marktleiterin im benachbarten Nah-und-gut-Markt Keller gesorgt. Als sie die Nachricht erreichte, orderte sie umgehend Nachschub. Nach der Trinkwasser-Warnung in der vergangenen Woche sei Mineralwasser komplett ausverkauft gewesen. Dieses Mal bestellte sie 2700 Liter stilles Wasser in verschiedenen Gebinden. Sie selbst hatte sich letzte Woche einen Vorrat an Babyfeuchttüchern zugelegt. Spieß lobt die Information durch die Gemeinde. Sorgen mache sie sich um die vielen älteren Menschen, die die wichtige Informationen nur schwer erhalten.
In den beiden Pflegeheimen der Gemeinde reagierte man nach dem Erhalt der Flugblätter ebenfalls. Heimleiter Detlef Bodamer war nicht nur froh, dass es zum Mittagessen keinen Salat gegeben hatte. Er wollte auch gleich die Bewohner aus dem betreuten Wohnen des Pflegeheims Hanna und Simeon informieren. Dank Vorwarnung werden sie sich nicht über den Chlorgeruch erschrecken. "Früher gab’s die Sirene", ist Bodamer froh, wenn das akustisch überall zu hörende Signal wieder zum Einsatz kommen würde. Nicht jeder sei schließlich mit Internet und App ausgestattet.
Im "Friseursalon Bähr" sah man gestern keine Notwendigkeit, den Betriebsablauf zu verändern. Leitungswasser würde nur zum Haarewaschen verwendet. Noch entspannter ging es in der Sauna zu. Beim Trinkwasser-Alarm in der vergangenen Woche habe sie der Vorstand noch angewiesen, die Sauna zu schließen, erzählte Mitarbeiterin Marion Reinhard. Heute kam der Anruf, dass das Wasser für Getränke vor dem Gebrauch abzukochen sei. Die Saunagäste genossen ihren Tag jedenfalls. "Wenn es mit Wasser nicht geht, dann werden wir mit Bier duschen", scherzte einer der Gäste.