Bürgermeisterwahl Dossenheim: So lief die Vorstellung der drei Kandidaten
Von Benjamin Miltner und Christoph Moll
Dossenheim. Absperrgitter, Rampe, Dunkelheit: Das Foyer in der Jahnhalle lud am Mittwochabend wahrlich nicht zum Verweilen ein. Aber irgendwie passten die Umbauarbeiten im Vorraum dennoch zur Kandidatenvorstellung für den Bürgermeisterposten, die in der altehrwürdigen Sporthalle ablief. Die Bergstraßengemeinde ist im Wandel begriffen. Es setzt sich was in Bewegung in Dossenheim - und die Dossenheimer haben sich in Bewegung gesetzt.
Egal, ob für Auto oder Fahrrad: Parkplätze waren schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung Mangelware, die 700 Stühle und die Sitzplätze auf der Tribüne voll belegt. Über 1000 Neugierige - einige mussten stehen - waren in die Jahnhalle gepilgert, um David Faulhaber, Elke Kaiser und Boris Maier noch besser kennenzulernen. In dieser Reihenfolge stellten sich die drei Kandidaten den Wahlberechtigten der 12.600- Einwohner-Gemeinde vor - so werden sie auch am 3. Februar auf den Stimmzetteln stehen. "Der heutige Abend soll ein umfassendes Bild geben und die Entscheidung an der Wahlurne erleichtern", leitete Bürgermeister Hans Lorenz ein. Er tritt nach 24 Jahren im Amt kein viertes Mal mehr an, führte vielmehr locker und launig durch die Veranstaltung, der auch Ladenburgs Altbürgermeister Rainer Ziegler und Lorenz’ Vorgänger Peter Denger beiwohnten.
Als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses erklärte Lorenz die Spielregeln: Jeder der drei Kandidaten hat - in Abwesenheit seiner beiden Konkurrenten - 20 Minuten Zeit, sich zu präsentieren. Drei Minuten vor dem Schluss gibt’s die gelbe Karte. Gesagt, getan: Fachbereichsleiter Thomas Schiller als Herr der Stoppuhr verwarnte David Faulhaber und Boris Maier mit "Gelb", Elke Kaiser kam ohne Karte davon. Sie hielt mit 15:40 Minuten die kürzeste Rede, Faulhaber sprach 17:57 Minuten, Maier überzog mit 20:12 Minuten etwas. Die Kandidaten hielten sich eng an ihr Redemanuskript, suchten aber stets den Kontakt zum Publikum und heimsten auch zwischendurch Lacher und Applaus ein. Apropos: Nach der jeweiligen Rede klatschte das Publikum 20 Sekunden für Faulhaber, 13 Sekunden für Kaiser und 14 Sekunden für Maier.
Dann waren die Bürger dran. An den Mikrofonen durfte jeder Dossenheimer zwei Fragen stellen - sofern er diese in 30 Sekunden formulieren konnte. Die maximale Zeit von drei Minuten pro Antwort schöpften die Kandidaten nicht aus. "Fragen Sie breit gestreut in unterschiedliche Richtungen", gab Lorenz mit auf den Weg.
Es gelang. Die insgesamt 19 Fragen spiegelten eine breite Palette an Themen wider (siehe Artikel hier). 15 davon gingen an alle drei Kandidaten, zwei ausschließlich an David Faulhaber und jeweils eine an Elke Kaiser und an Boris Maier. Immer wieder erhielten die Kandidaten für ihre Antworten Applaus vom Publikum. Einmal sogar auch der Fragesteller, als ein Jugendlicher sich bei Elke Kaiser zur Finanzierung des von ihr vorgestellten visionären Projekts erkundigte: der Untertunnelung des Rathausplatzes inklusive Tiefgarage.
Der heimliche Star des Abends war aber ein anderer: Hans Lorenz. Dem Noch-Bürgermeister gefiel die Rolle als unabhängige Instanz auf dem Podest neben seinen drei potenziellen Nachfolgern augenscheinlich. Als Sitzungsleiter führte er souverän und dennoch locker durch die Veranstaltung, scherzte häufig und tadelte, wenn nötig.
Beispiele gefällig? Erste Frage: Soll Dossenheim das Stadtrecht anstreben? Maier, Kaiser und Faulhaber antworteten, dann beugte sich Lorenz über sein Mikrofon: "Mich würde es sehr reizen, auch etwas zu sagen, aber ich habe mir vorgenommen, heute zu schweigen." Das Publikum kringelte sich. Die zweite Fragestellerin kam nicht zum Punkt, überschritt das Zeitlimit. "Jetzt ist genug: Bei aller Großzügigkeit müssen wir die Regeln einhalten", unterbrach der Sitzungsleiter unter dem Gejohle des Publikums. Als die Frage dann doch noch an die Kandidaten weitergereicht wurde, kommentierte Lorenz: "Jetzt bin ich froh, dass ich nicht antworten muss."
Für Lacher sorgte immer wieder auch die Rückfrage des Bürgermeisters an die Fragesteller, in welcher Reihenfolge die Kandidaten antworten sollen. Manchen war dies egal, andere gaben eine Reihenfolge vor. Als die ersten Zuschauer die Jahnhalle verließen, gab Lorenz sogar für alle Handball-Fans den Zwischenstand des WM-Spiels durch: "Deutschland führt mit 14:13. Sie können ruhig da bleiben und verpassen nichts."
Aber der Rathauschef konnte auch ernst: Als nach einer Stunde intensiver Debatte alle Fragen beantwortet waren, appellierte er staatsmännisch an die Bürger: "Ich bitte Sie, am 3. Februar wählen zu gehen." Damit war alles gesagt.