Neuer Football-Verein in Walldürn: Die "Silverbacks" wollen ab 2020 den Spielbetrieb aufnehmen

Walldürn. (ahn) "Football ist für jedermann - egal ob klein, groß, dick oder dünn", meint Heiner Thalheim, Mitbegründer und Trainer des neuen Walldürner Footballteams "Silverbacks", das vor sechs Wochen ihr Training aufgenommen hat. Und tatsächlich: Die 17 Spieler, die bei unserem jüngst erfolgten Besuch am Training teilnehmen, sind durchweg unterschiedlicher Statur. Doch das braucht es auch: Die einzelnen offensiven und defensiven Positionen im Football fordern verschiedene körperliche Voraussetzungen. Was sie alle allerdings eint, sind ein toller Mannschaftsgeist und die Faszination für die amerikanische Sportart. 2020 streben sie den regulären Spielbetrieb an.

"So, die dicken Jungs kommen mit mir mit!", ruft Trainer Heiner Thalheim in die Spielerrunde. Durch seine unkomplizierte sowie authentische und sympathische Art pflegt er ein spürbar gutes Verhältnis zu seinen Spielern. Nach einer kurzen Trinkpause geht das Training nun weiter. Zuvor waren die "Silverbacks" zum Anschwitzen um den Platz gejoggt und hatten einige Dehn- und Aufwärmübungen absolviert.

Jetzt steht eine gruppenspezifische Trainingsphase an: Die offensiven Spieler trainieren das Werfen und Fangen, die defensiven üben den festen Stand und das Blocken. Alle sind konzentriert und diszipliniert bei der Sache, doch insgesamt herrscht eine lockere und beinahe kameradschaftliche Atmosphäre.

Das ist nicht selbstverständlich, zumal das Team frisch zusammengestellt ist und aus dem Umkreis von 30 Kilometern über Mundpropaganda immer wieder neue Mitglieder zu den Trainingseinheiten nach Walldürn kommen - so auch bei unserem Besuch: Die beiden in der Nibelungenkaserne stationierten Rouven Reil und Philipp Schmidt sind zum ersten Mal dabei und werden mit offenen Armen aufgenommen.

"Begonnen hat alles mit einer Schnapsidee", berichtet Steven Diehm, mit dem zusammen Heiner Thalheim das Football-Projekt ins Leben gerufen hat. Dieser ergänzt die Anmerkung seines Freundes und Kollegen: "Wir zwei haben letztes Jahr im Herbst ein paar Bälle geworfen, da ist uns dann die Idee gekommen."

In der Turnratssitzung des TV Walldürn im März hatten die beiden Initiatoren dann die Gelegenheit, ihr Projekt zu präsentieren. Ihr Vorschlag, ein Football-Team zu gründen, stieß auf allgemeine Begeisterung und Zustimmung - auch beim Vorsitzenden des Turnvereins, Leo Kehl, wie er bestätigt: "Das ist eine Trendsportart, die in der Region fehlt, das musste ich vorantreiben. So eine Herausforderung muss man eben manchmal annehmen. Wir alle waren einhellig der Meinung, dass wir das Projekt starten."

Seitdem unterstützt er die neu gegründete Mannschaft, wo immer er kann. Nicht nur ist er regelmäßig bei den Trainingseinheiten vor Ort, er setzt sich darüber hinaus auch für die infrastrukturellen Voraussetzungen ein: Deswegen können die "Silverbacks" jetzt als Trainingsgelände den Platz der Faustballer mitbenutzen. Außerdem führe man mit dem Fußballverein, der Eintracht 93 Walldürn, Gespräche, ob man für die Spiele dann einen der Fußballplätze mitbenutzen könne. Bis jetzt gebe es positive Signale dafür, so der TV-Vorsitzende. Zudem greife der Turnverein den Football-Spielern künftig bezüglich der Ausrüstung finanziell unter die Arme, später sollen zudem noch Sponsoren gefunden werden. "Wir sind froh, dass wir vom Verein so großartig unterstützt werden", freut sich Heiner Thalheim.

Seit bereits sechs Wochen trainieren die "Silverbacks". Jeden Montag und Donnerstag treffen sie sich von 19 bis 21 Uhr auf ihrem Trainingsgelände bei der Realschule. Waren es beim ersten Mal "nur" neun Teilnehmer, liegt deren Zahl inzwischen schon bei 27. "Wir machen kleine Schritte, aber ich bin begeistert, wie viele wir schon sind", bekundet der Trainer. "Wenn 25 Spieler konstant ins Training kommen, bin ich zufrieden."

Bis zu 45 Spieler sind in einer Mannschaft, weil jede Position speziell besetzt und trainiert wird, wie der Trainer erklärt. Während nämlich die angreifende Mannschaft versucht, durch Passen und Laufen Raum zu gewinnen, um im Idealfall in der Endzone einen Touchdown zu erzielen, bemüht sich die verteidigende darum, genau dies verhindern, indem sie die gegnerischen Spieler blockt und Pässe abfängt. Beim Spiel selbst stehen dann pro Mannschaft elf Spieler auf dem Platz.

Dabei ist indes nicht nur die körperliche Verfassung der Spieler von Bedeutung. "Football ist eine ziemlich komplexe Sportart. Deshalb ist die Theorie auch sehr wichtig", erläutert der Coach. Theoriestunden seien für den Spielbetrieb also auf jeden Fall eingeplant.

Heiner Thalheim war zuvor schon Positionstrainer in Reutlingen und ist im Besitz einer Trainerlizenz im Judo. Doch Football begeistert ihn vor allem wegen des Mannschaftsgedankens. Auch Steven Diehm lebt zusammen mit seiner Freundin Manuela Ott den mannschaftlichen Zusammenhalt vor. Diese ist, wie immer, beim Training dabei - seit Kurzem mit ihrem neugeborenen Baby - und hat eine ganz besondere Idee, wie sie uns erzählt: "Wir wollen künftig für die komplette Truppe kochen, dass wir nach dem Training noch gemeinsam essen können - damit dann aus uns ein Team und eine Familie wird."

Basierend auf solch einem Mannschaftsgeist und solcher Begeisterung verspricht das Projekt ein Erfolg zu werden, was sich auch Leo Kehl wünscht: "Ich hoffe, dass das ganze langfristig läuft."