SV Sandhausen gegen Darmstadt: Joker Kutucu sichert spätes 1:1
Von Christoph Offner
Darmstadt. Das wichtigste vorab: die Serie hält. Nach dem 1:1 (0:1) des SV Sandhausen beim SV Darmstadt 98 sind die Kurpfälzer seit nunmehr sieben Spielen ungeschlagen. Danach sah es allerdings lange Zeit nicht aus, erst spät sicherte Joker Ahmed Kutucu das Remis.
Als die Sonne am Freitagabend über dem Böllenfalltor-Stadion unterging, sprangen die Flutlichtmasten an. Aus den Boxen dröhnte die Darmstadt-Hymne "Allez les bleus" – und die knapp 11.300 Fans sangen munter mit. Es war angerichtet. "So etwas muss beflügeln", hatte Alois Schwartz, Trainer des SV Sandhausen, vor der Partie gesagt. Doch es schien, als würde die lautstarke Kulisse seine Schützlinge eher hemmen. Nach einem ersten Abtasten übernahm der SVD die Kontrolle. Aaron Seydel setzte in der 13. Minute die erste Duftmarke. Der 26-Jährige zog vom linken Strafraumeck ab – und traf die Latte.
Der Weckruf für die Hardtwald-Profis? Dennis Diekmeier, der in die Startelf zurückkehrte und rechts in der Viererkette verteidigte – Bashkim Ajdini rutschte dafür eine Position nach vorne – marschierte die Seitenlinie entlang. Seine Hereingabe bugsierte "Lilien"-Verteidiger Jannik Müller beinahe ins eigene Gehäuse, der Pfosten verhinderte den Einschlag (17). Nach Latte und Pfosten kam das Tor. Im direkten Gegenzug spielte Marvin Mehlem mit einem schönen Steckpass Seydel frei, der im Eins-gegen-Eins gegen SVS-Keeper Patrick Drewes cool blieb und überlegt zum 1:0 traf (17.).
Das Tor zeigte Wirkung. Mit der Führung im Rücken spielte der SVD abgezockt, schnürte den SVS ein. "Darmstadt war uns in dieser Phase in allen Belangen überlegen", gab Schwartz unumwunden zu. Pascal Testroet musste im Durcheinander nach einer Ecke auf der Linie klären (22.). Dann aber befreiten sich die Sandhäuser aus der Darmstädter Umklammerung. "Nach einer halben Stunden waren wir besser da", sagte Schwartz, haderte aber einmal mehr mit der Chancenverwertung. Testroet (32./34.) und Ajdini (36.) vergaben Möglichkeiten auf den Ausgleich. Weil Tobias Kempe einen Freistoß aus 25 Metern hauchzart über das Tor setzte (39.), blieb es für den SVS zur Pause beim knappen Rückstand. "Damit waren wir noch ordentlich bedient", sagte Schwartz.
Die erste Szene nach dem Seitenwechsel gehörte noch dem SVS – Diekmeier köpfte Schuhen allerdings direkt in die Arme (50.). Danach übernahmen die Hessen das Kommando. Kempe zielte aus der Distanz noch knapp daneben (64.), dann musste Sandhausen-Torwart Drewes sein ganzes Können aufbieten, um einen Freistoß des 32-Jährigen aus dem Winkel zu fischen (67.).
Schwartz wechselte offensiv, brachte Maurice Deville für Testroet und Ahmed Kutucu für Erik Zenga – und sollte ein goldenes Händchen haben. Sieben Minuten nach seiner Einwechslung stand der 22-Jährige nach einer Hereingabe von Cebio Soukou völlig blank und erzielte den Ausgleich (84.). "So sollte es sein: die Bank kann Spiele entscheiden. Ich hoffe, das gibt Ahmed einen Schub", freute sich Schwartz. "Ich habe immer daran geglaubt hat, dass wir hier einen Punkt mitnehmen können", sagte Dario Dumic, der 2019/20 für die "Lilien" spielte.
Ob man sich mit den starken Leistungen in den letzten Wochen das Glück, auch in einem solchen Spiel noch einen Punkt mitzunehmen, erarbeitet hat, wollte die RNZ von Schwartz wissen. Der 54-Jährige schmunzelte kurz und sagte dann: "Da gehört immer etwas dazu. Wir sind tüchtig. Wir werden weiter tüchtig sein. Der Weg ist noch lang."
Darmstadt: Schuhen - Ronstadt, Pfeiffer, Müller, Holland - Gjasula - Skarke (72. Honsak), Kempe (79. Schnellhardt), Mehlem (79. Manu) - Tietz (72. Pfeiffer), Seydel
Sandhausen: Drewes - Diekmeier (72. Kinsombi), Dumic, Zhirov, Okoroji - Zenga (77. Kutucu), Trybull (88. Höhn)- Ajdini, Bachmann, Soukou (88. Esswein) - Testroet (77. Deville)
Schiedsrichter: Braun (Wuppertal)
Zuschauer: 11.296
Tore: 1:0 Seydel (17.), 1:1 Kutucu (84.)