Neuenheimer Feld Heidelberg: An der Berliner Straße soll das Forschungsnetzwerk "Biologie auf der Nanoskala" entstehen
Von Denis Schnur
Heidelberg. Der Eingang zum Neuenheimer Feld soll in den nächsten Jahren ein neues Gesicht bekommen: An der Berliner Straße und am Neckar wird ein neuer Gebäudeverbund für das Forschungsnetzwerk "Biologie auf der Nanoskala" entstehen. Dort will sich einerseits das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung (MPI) vergrößern und andererseits soll das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität (ZMBH) hier angesiedelt werden.
Am Dienstag stellten Stadt, MPI, Universität und das Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg die Pläne für die Neubauten vor. Sie hatten sich einstimmig für den Entwurf des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez als Basis für die weiteren Planungen entschieden. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen dazu:
Was ist das Forschungsnetzwerk "Biologie auf der Nanoskala"?
Das Netzwerk geht auf die Initiative von Chemie-Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell zurück. Es soll zum neuen lebenswissenschaftlichen Innovationscampus "Heidelberg 4 Life" gehören. Mit dem Netzwerk wollen das MPI und die Uni ihre Zusammenarbeit in der biowissenschaftlichen und medizinischen Grundlagenforschung weiter ausbauen. "Die räumliche Nähe ist für unseren persönlichen Austausch unerlässlich, denn sie ermöglicht häufige Begegnungen mit den Kollegen und Studierenden der anderen Fachdisziplinen. Tolle wissenschaftliche Ideen und neue Projekte entstehen oft bei einem lockeren Plausch in einer Pause, nicht nur in fest angesetzten, durchgeplanten Meetings", erklärte Hell.
Was soll gebaut werden?
Der Verbund soll langfristig aus fünf Gebäuden bestehen. Das MPI steht bereits jetzt an der Ecke Berliner Straße/Jahnstraße und soll dort bleiben (Grafik: 1). Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wird ein geplanter Pavillon (6) in Richtung Neckar ziemlich sicher nicht gebaut. Das MPI baut für ungefähr 50 Millionen Euro einen elfstöckigen Neubau (2) neben sein Bestandsgebäude. Zusätzlich investiert das Land rund 25 Millionen Euro in ein fünfstöckiges Gebäude für das ZMBH (3). Herzstück des Verbundes soll die Parkfläche zwischen MPI und dem neuen Uni-Gebäude werden (4). Sie soll eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität bieten, die dazu führt, dass sich hier Forscher beider Einrichtungen auch mal zufällig über den Weg laufen.
Langfristig soll der Verbund durch weitere Gebäude ergänzt werden. Nördlich des Uni-Neubaus (3) ist ein weiterer möglich (5). "Dafür gibt es aber noch keine konkreten Pläne", so ein Stadtsprecher. Entlang der Berliner Straße ist zudem ebenfalls "eine verdichtete Bebauung in Anlehnung an das ,Mathematikon’ möglich", erklärte Bernd Müller, Leiter des Amtes Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Auch das sei jedoch noch Zukunftsmusik.
Wie ändert sich die Verkehrsführung?
Über die Jahnstraße führt aktuell ein wichtiger Zugang in den Campus mitten durch den geplanten Verbund. Das soll auch noch eine Weile so bleiben. Der Park soll zunächst im hinteren (westlichen) Teil angelegt werden. Im Anschluss sieht der Entwurf vor, dass die Kirschnerstraße (zwischen den beiden Gebäuden 7) bis zur Berliner Straße verlängert wird und damit die Jahnstraße als Zugang ins Neuenheimer Feld ablöst. Danach könnte der Park komplett fertiggestellt werden.
Wie passen diese Planungen zum Masterplan-Prozess?
"Die beiden Verfahren sind miteinander gekoppelt", betonte der Stadtsprecher. Die Prozess-Beteiligten seien in die Planungen involviert, die Architekten wüssten, dass derzeit ein Masterplan für den Campus ausgearbeitet wird. "Durch das gute Zusammenwirken aller Partner haben wir auch die Verschränkung mit dem Masterplanprozess Im Neuenheimer Feld/Neckarbogen geschafft", erklärte gestern auch der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Entwurf muss nun noch vom Gemeinderat bestätigt werden. Am 11. September berät dessen Bau- und Umweltausschuss darüber, am 18. Oktober der Gemeinderat selbst. Im Anschluss werden für die beiden Neubauten jeweils Wettbewerbe ausgelobt. Mit einem Baubeginn ist frühestens Ende 2020 zu rechnen, im besten Fall wären sie 2023 fertig.