Rhein-Neckar-Löwen: Die Leichtigkeit ist zurück
Von Daniel Hund
Stuttgart. Als alles vorbei war, stand Nikolaj Jacobsen in den Katakomben der Stuttgarter Porsche Arena. Das Licht flackerte und seine Augen funkelten. Er war richtig gut drauf, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen: Glücklich über den nächsten Sieg, zufrieden mit der Art und Weise, wie seine Gelben das 26:20 in Stuttgart herausgespielt hatten. "Wir", seufzte der Däne, "wir haben das sehr gut gelöst. Die Abwehr stand super und vorne haben wir gute Lösungen gefunden."
Der Meistermacher schwärmte regelrecht, war erleichtert und locker zugleich. So locker wie schon lange nicht mehr. Das letztjährige Last-Minute-Scheitern im Titelendspurt hatte ihm die Leichtigkeit geraubt. Nun scheint sie langsam aber sicher zurückzukommen. Die letzten Auftritte waren da die beste Medizin. "Klammert man mal die erste Halbzeit im Supercup gegen Flensburg aus, dann haben wir bislang immer nur um die zehn Gegentore pro Halbzeit bekommen", rechnet Jacobsen hoch.
Stolz wirkt er, als er diese Sätze sagt. Und das kann er auch sein. Schließlich glich gerade die Abwehr nach dem Abgang von Hendrik Pekeler kürzlich noch einer Mega-Baustelle. Der Innenblock war gesprengt, das eigentliche Prunkstück zerstört.
Doch in den Sommermonaten wurde viel gearbeitet, etliches neu einstudiert. Mittlerweile verbreitet man wieder Angst und Schrecken. Jacobsen, der Taktikfuchs: "Mit Gedeon Guardiola und Ilija Abutovic haben wir da eben auch wieder zwei Riesen hinten drin, die immer besser zusammenarbeiten."
Unterstützt werden sie auch von zwei Weltklasse-Keepern: Mikael Appelgren und Andreas Palicka machen einen Super-Job. In Stuttgart brachte es Appelgren auf 20 Paraden. Teilweise pflückte der Schwede mit der blonden Löwenmähne eine "Hundertprozentige" nach der anderen runter. Nur sprechen tut er nicht so gerne darüber. Lob verteilt er lieber, gibt es weiter an Guardiola oder Abutovic.
Und an Jannik Kohlbacher, den neuen Kreisläufer der Löwen. "Jannik ist schon nach so kurzer Zeit ein ganz wichtiger Mann für uns." Erzählt er und schiebt - wie so oft - noch einen lockeren Spruch hinterher: "Eigentlich sieht Jannik ja genauso aus wie sein Vorgänger Rafa Baena. Er spielt auch fast gleich", grinst "Apfel".
Nur mal so zur Einordnung: Rafa Baena, seit diesem Sommer beim Bergischen HC unter Vertrag, bringt über 120 Kilo auf die Waage, beim deutschen Europameister sind es an die 115. Allerdings sind sie etwas anders verteilt: Während der Spanier nicht ganz austrainiert ist, geht der muskelbepackte Kohlbacher problemlos als Modellathlet durch.
Steffen Fäth bewegt sich unterhalb der 100-Kilo-Marke - und das ist auch gut so. Zu viele Muckis würden ihn nämlich eher behindern. Der gebürtige Frankfurter ist Rückraumspieler von Beruf. Abheben, werfen, treffen - das ist seine Welt. Die so genannten einfachen Tore soll er beisteuern. Jacobsen: "Steffen hat diesen unnachahmlichen Wurf. Unsere Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen, dass er ihn auch einsetzen kann."
Wobei Fäth auch das Zeug zum Regisseur hat, Jacobsen weiß das, will es aber vorerst nicht nutzen: "Steffen wird bei uns im linken Rückraum spielen. Da brauchen wir ihn, dort wechselt er sich mit Mads Mensah Larsen ab."
Am kommenden Mittwoch werden seine Shooter-Qualitäten wieder gefragt sein. Dann gastiert die MT Melsungen in der SAP Arena. "Das ist in dieser Bundesliga-Saison der erste echte Prüfstein", stellt Jacobsen klar, "Melsungen will und wird wohl auch um den Titel mitspielen."
Die Vorbereitung auf das nordhessische Starensemble hat bereits am Freitag begonnen. Das Wochenende ist hingegen frei: "Hinter den Jungs liegt eine harte Vorbereitung, es ist wichtig, dass sie jetzt erst einmal regenerieren." Sagt es und schlendert in Richtung Mannschaftsbus. Lächelnd natürlich.