Neckarbischofsheim: Stadt geht das nächste Millionenprojekt an
Neckarbischofsheim. (kel) Ein Großprojekt jagt das nächste: Während die 4,6 Millionen Euro teure Erweiterung des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums noch läuft, plant die Stadt ihre Folge-Investition: Ebenfalls 4,6 Millionen Euro soll nach ersten Hochrechnungen das "Kinderzentrum" auf dem Gelände der vor drei Jahren abgebrochenen Stadthalle kosten. Neun Kindergartengruppen will man hier unterbringen und so Ersatz für den maroden und zudem chronisch überbelegten Kindergarten in der Turmstraße schaffen. Das Vorhaben ist das größte im jetzt vorgelegten Haushaltsplan für das laufende Jahr.
Um die Kosten schultern zu können, sollen die Ausgaben auf drei Jahre verteilt werden. Außerdem setzt Bürgermeisterin Tanja Grether auf Zuschüsse aus einer Reihe von Fördertöpfen, die den Finanzaufwand der Stadt etwa halbieren könnten. Dennoch wird das Projekt tiefe Spuren in der Haushaltslage hinterlassen: Die Pro-Kopf-Verschuldung dürfte bis Ende 2018 von 1100 auf über 1300 Euro steigen - beinahe das Doppelte des baden-württembergischen Gemeindedurchschnitts. Zugute kommt der Stadt allerdings, dass die ursprünglich für 2016 und 2017 einkalkulierten Darlehen nicht in Anspruch genommen werden mussten, sodass man rechnerisch momentan in einem Plus von etwa 650.000 Euro - was das Gesamtbild deutlich aufhellt. Damit die Schulden jetzt nicht aus dem Ruder laufen, sollen rund 600.000 Euro aus den Rücklagen genommen werden, wodurch sich der kommunale Sparstrumpf bis auf den Mindestbetrag leert. Andererseits erwartet man im Rathaus weiterhin sprudelnde Steuereinnahmen, de eine vergleichsweise hohe Investitionsrate abwerfen, die Kämmerer Ümit Kusanc mit 450.000 Euro errechnet hat.
Nicht Teil der städtischen Etatplanung ist der privat finanzierte und projektierte Trakt am künftigen "Kinderzentrum", in dem eine Tagespflege für Senioren und ein Ladengeschäft, möglichst eine Metzgerei, untergebracht werden sollen. Der Sinsheimer Investor halte an seinen Plänen fest, so Bürgermeisterin Grether auf RNZ-Nachfrage.
15 Millionen Euro listet das Zahlenwerk, das jetzt dem Gemeinderat zur weiteren Beratung vorgelegt wurde, an Einnahmen und Ausgaben auf. Neben einer Reihe von Straßensanierungen steht der Austausch der Krebsbach-Brücke in der Bürgermeister-Neuwirth-Straße an, soll die Stadtkernsanierung, für die noch 100.000 Euro aus dem Etat 2017 übrig sind, Schub bekommen, und soll der Kindergarten in Helmhof teilerneuert werden. Weitere Positionen sind die Vergrößerung der Schulbushaltestelle im Ablaßweg, die Verlegung von Breitbandkabeln, die Montage einer Ladestation für Elektro-Fahrräder und die Einrichtung von Digitalfunk für die Freiwillige Feuerwehr.
Für Umbau und Erweiterung des Gymnasiums, so war in der Sitzung zu erfahren, gingen in den letzten Monaten Rechnungen in einer Gesamthöhe von einer Million Euro ein. Jetzt wird sich die Schlagzahl erhöhen: Allein 650.000 Euro wird die Möblierung und technische Ausstattung der neuen Fachräume kosten. Dazu kommen dann noch die Einrichtungen für die Klassenräume und das Lehrerzimmer. Während diese Positionen im erwarteten Kostenrahmen bleiben, werden die Stuckateurarbeiten mit 187.000 Euro deutlich teurer als kalkuliert. Die Mehrkosten, so kündigte Bauamtsleiter Jürgen Böhm an, könnten durch Minderausgaben für die Fassadenverkleidung aufgefangen werden. Kurz schlucken mussten Gremiumsmitglieder, als es um die Vergabe der Estricharbeiten ging: Die Firma, die das günstigste Angebot abgegeben hatte, sei in puncto Zuverlässigkeit nicht empfehlenswert, machte das Planungsbüro Einwände geltend. Das Rathaus hatte sich daraufhin eine Referenzliste vorlegen lassen und fragte bei anderen Auftraggebern nach, die wiederum positive Erfahrungen mit dem Unternehmen bescheinigt. So ging das Gewerk letztlich doch an die Firma im saarländischen Merzig.