Erstes Minus seit fast 20 Jahren: EZB machte 2023 Milliardenverlust
Die Zinswende hat der Europäischen Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr den ersten Verlust seit fast 20 Jahren beschert. Wie die EZB in Frankfurt am Main am Donnerstag mitteilte, beläuft sich das Minus für 2023 auf knapp 1,3 Milliarden Euro - und das nach Auflösung der Rückstellung für finanzielle Risiken in Höhe von 6,6 Milliarden Euro. Sonst wäre der Verlust noch höher ausgefallen.
Dem Fehlbetrag seien "fast zwei Jahrzehnte deutlicher Gewinne" vorausgegangen, betonte die EZB. Grund für den nun verbuchten Verlust seien die "erforderlichen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems" im Kampf gegen die hohe Inflation - also die seit Juli 2022 erfolgten vielen Zinserhöhungen in Folge. Im Oktober vergangenen Jahres ließ die EZB die Zinsen dann unverändert, bald könnte es wieder eine Senkung geben.
Durch die gestiegenen Leitzinsen erhöhten sich die Zinsaufwendungen für variabel verzinste Verbindlichkeiten der EZB. Da die Erträge aus den Vermögenswerten nicht "im selben Umfang und im selben Tempo" stiegen, da sie weitgehend feste Zinssätze und lange Laufzeiten haben, ergibt sich der Verlust.
An die nationalen Zentralbanken des Euroraums erfolgt für das vergangene Jahr keine Gewinnausschüttung, wie die EZB weiter mitteilte. Sie rechnet zudem auch "in den nächsten Jahren" mit Verlusten, erst danach dürfte es wieder "nachhaltige Gewinne" geben. Zugleich verwies die EZB darauf, dass sie "ungeachtet jeglicher Verluste" wirksam handeln und ihr Mandat der Preisstabilität erfüllen könne.
Zuletzt hatte die EZB im Jahr 2004 einen Verlust ausgewiesen, damals waren es 1,6 Milliarden Euro, was auch an einem schwachen Dollar und einem schwachen Yen lag. Der Fehlbetrag für das vergangene Jahr werde nun "mit künftigen Überschüssen verrechnet".