Nur einen Tag im Regal : Nach Razzia: Lidl nimmt Cannabis-Produkte wieder aus dem Sortiment
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Nach nur einen Tag im Regal nahm Lidl seine Cannabis-Produkte wieder aus dem Sortiment. Der Discounter betont, der Verkauf sei völlig legal gewesen. Die Polizei sah das anscheinend anders.
Vergangenen Montag, den 9. August, fiel der Discounter Lidl mit eher ungewöhnlichen Produkten auf: Nach einem Millionendeal mit dem deutschen Start-up "The Green Dealers" gingen dort verschiedene Cannabis-Produkte wie "Hash-Brownies" und "Cannabis-Cookies" an den Markt. "3350 Geschäfte, 21 brandheiße Cannabis Food- Produkte und 100 Prozent legal", freute sich der Geschäftsführer des Start-ups, Arnim von Brunn, auf LinkedIn.
In den Produkten soll weder die psychoaktive Substanz THC (Tetrahydrocannabinol) noch das nicht psychoaktive Cannabidiol (CBD) enthalten gewesen sein. Ersteres fällt unter das Betäubungsmittelschutzgesetz und ist somit illegal. CBD wiederum ist legal, aber nicht in Lebensmitteln erlaubt. Der stern berichtete.
Die Münchner Polizei sah das jedoch anders und beschlagnahmte in einer Filiale in Rosenheim eine Reihe verschiedener Cannabisprodukte.
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Die Produkte werden strafrechtlich untersucht
"Es wurden mehrere Artikel sichergestellt", sagte Polizeisprecher Stefan Sonntag vom zuständigen Polizeipräsidium in Rosenheim gegenüber der "Münchner Abendzeitung". Laut "Business Insider" seien die Produkte von der Kriminalpolizei 2 sichergestellt worden und würden nun strafrechtlich untersucht. Lidl hat derweil vorsorglich alle Hanfprodukte seines Aktionssortiments aus dem Verkauf genommen. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen, teilte Lidl am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Mehr könne man aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht mitteilen.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Heilbronn sagte weiter, es werde untersucht, "ob die Produkte, die dort angeboten werden, THC oder CBD enthalten". Es handle sich aber lediglich um einen Prüfvorgang, nicht um ein Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ist auch zuständig für das daneben gelegene Neckarsulm, wo die Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört, ihren Sitz hat.
Eine Grauzone
Auch Lidl betonte, dass alle Cannabis-Produkte frei von THC und CBD gewesen wären. Laut "Business Insider" seien diese jedoch mit Cannabis-Samen und Cannabis-Blättern hergestellt worden. Diese wiesen zwar keinen THC-Gehalt auf und verursachten keinen Rausch, rechtlich gesehen seien sie aber in der Grauzone. Denn beim Verkauf von Hanf verfolgten die Behörden in Deutschland weiterhin eine restriktive Politik, denn Samen wie auch Blätter fielen auch ohne Wirkung weiterhin unter das Betäubungsmittelgesetz.
Sollte es sich um einen Marketing-Gag seitens von Lidl handeln, so muss der Discounter keine Konsequenzen fürchten. Käme die Sache jedoch vor Gericht, so läge es laut "Business Insider" am Interpretationsspielraum des Gerichts. Da die Produkte in Tschechien hergestellt werden und auch dort legal sind, könnte das EU-Prinzip greifen, wonach ein Produkt, das in einem Mitgliedsstaat legal verkauft wird, in keinem anderen Mitgliedsstaat verboten werden darf. Laut "Münchner Abendzeitung" könne die Untersuchung jedoch noch Wochen andauern.
Quellen: DPA, "Münchner Abendzeitung","Business Insider"