Empfehlung von Fachleuten: Nach Corona: So könnte die Rückkehr zur "verantwortungsvollen Normalität" gelingen
![Empfehlung von Fachleuten: Nach Corona: So könnte die Rückkehr zur](http://image.stern.de/9219940/16x9-480-270/b157ce93fd6e6b9bb58cc8221bfcbc68/Qm/deutschland-leer.jpg)
Das Coronavirus hat Deutschland lahmgelegt. Doch wie fahren wir das Land wieder hoch? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat Experten beauftragt, Wege aus dem Lockdown zu suchen. Sein Papier stellt eine Reihenfolge zum Wiederhochfahren des öffentlichen Lebens vor.
Um die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland einzudämmen, wurde nahezu die gesamte Bundesrepublik vor wenigen Wochen heruntergefahren. Seitdem steht das öffentliche Leben still: Schulen und Kitas haben geschlossen, Büros bleiben leer, Veranstaltungen wurden abgesagt, es herrscht ein Kontaktverbot.
Und nun? Diese Frage stellen sich Experten und Politiker täglich. Wie kann man die Wirtschaft wieder ankurbeln, ohne Menschenleben zu gefährden? Oder anders gefragt: Wie gelingt der Einstieg in den Ausstieg?
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat bereits Vorstellungen, wie es nach dem jetzigen Lockdown weitergehen könnte: Er strebe ein "tastendes" Verfahren zurück zu einer "verantwortungsvollen Normalität" an.Neuer Kritik an neuer Machtfülle für Jens Spahn 08.38
Am Samstag habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Regierungschefs der übrigen Bundesländer eine entsprechende Ausarbeitung vorgelegt, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", der das Papier vorliegt. Darin beschreibt ein Team aus Experten - dazu gehören unter anderem der frühere Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio und der Virologe Hendrik Streeck - wie das Land nach dem Schockfrosten wieder behutsam aufgetaut werden könnte.
Besseres Monitoring der Krise nötig
Grundsätzlich gilt: Über Lockerungen könne erst nachgedacht werden, wenn klar sei, dass das Gesundheitssystem "absehbar nicht überfordert ist" und ein besseres "Monitoring" der Krise geschaffen wurde.
Die Experten schlagen weiterhin vor, einige Menschen grundsätzlich zu testen, dazu zählen:
- Personen mit Covid-19-Symptomen sowie deren Angehörige
- Personal von Altenheimen
- Menschen, die sich durch ihre Berufe leicht anstecken können
Zuerst Schulen, Fußball später
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, könne man "einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens nach und nach wieder zulassen", so die Experten. Schulen, Universitäten und der Einzelhandel seien zuerst an der Reihe. Bei den Schulen wäre zeitversetzter Unterricht eine Option, in Kitas und im "Präsenzunterricht" sollen in der ersten Phase vor allem Lehrkräfte arbeiten, die nicht zu Risikogruppen gehören, schreibt die "FAS".
Restaurants dürften strenge Auflagen bekommen, etwa eine begrenzte Gästezahl und Sicherheitsabstände zwischen den Tischen. Fußballspiele, Messen und Kongresse dürften auch in naher Zukunft nicht stattfinden.
Die Experten empfehlen weiterhin, Besuchsverbote von Altenheimen aufrechtzuerhalten. Einen ähnlichen Standpunkt vertritt auch Ursula von der Leyen. "Ohne Impfstoff müssen die Kontakte der Senioren so weit es geht eingeschränkt bleiben. Ich weiß, das ist schwer und die Einsamkeit drückt. Aber es geht um Leben. Wir müssen diszipliniert bleiben und sehr geduldig sein", sagte die EU-Kommissionspräsidentin der "Bild am Sonntag".
Außerdem spricht sich die Expertengruppe dafür aus, dass Menschen Atemmasken tragen.
Schnell raus oder warten?
Alle Schritte und Maßnahmen orientieren sich an mehreren Kriterien - so müsse etwa stets geprüft werden. was "für Wirtschaft und Gesellschaft besonders wichtig sei" und wie gut sich im jeweiligen Fall Schutzmaßnahmen umsetzen lassen.
Doch trotz des umfangreichen Maßnahmenkatalogs warnen die Fachleute vor verfrühtem Optimismus. "Es wird Rückschritte geben“, werden sie in der "FAS" zitiert. Womöglich sei es sogar nötig, „dass wir Schritte wieder zurückgehen“. Ein Punkt, der regelmäßig zum Zankapfel wird: Während einige Politiker so schnell wie möglich die Maßnahmen lockern wollen, werben andere für ein vorsichtiges Vorgehen: "Es ist auch für die Wirtschaft besser, wenn wir einige Tage länger diszipliniert durchhalten, als wenn wir zu früh beginnen und dann Lockerungsmaßnahmen wieder zurücknehmen müssen", sagte etwa vor Kurzem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.