»Junior« und ich…
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Von Andre Begemann.
Liebe Leser von »Tennisredaktion.de«! Beim Blick ins Archiv ist mir dieser frühere Blog von mir aus dem Jahre 2014 auf den Monitor geflattert. Heute, sechs Jahre später, sollten sich meine damaligen Prognosen längst bewahrheitet haben. Aus dem kleinen, großen »Junior« ist ein gestandener Weltklassespieler und ATP-Weltmeister geworden. Alexander »Sascha« Zverev hat seinen Weg gemacht. Sein unfassbares Potential war schon vor sechs Jahren zu sehen. Hier nun mein Blog vom Hamburger Rotehbaum aus dem Jahre 2014 in voller Länge…
Da für mich diese Woche das Turnier schon am Montag zu Ende war, habe ich etwas Zeit gefunden, um für Euch einen Blog zu schreiben. Dieser dreht sich natürlich um meine Teilnahme am Rothenbaum, aber besonders auch um meinen Doppelpartner Alexander Zverev, ein Ausnahmetalent. Ich möchte Euch kurz erzählen, wie diese Kombination im Doppel zustande kam. Ursprünglich hatte ich eine Wildcard mit Tim Pütz sicher. Tim verletzte sich leider. So musste ich mich nach einem neuen Partner umsehen. Da für Turnierdirektor Michael Stich nur eine rein deutsche Kombination in Frage kam, hat er für Alexander Zverev plädiert. Im ersten Moment hätte ich mir persönlich einen Partner gewünscht, mit dem ich das Turnier hätte gewinnen können. Doch dann änderte sich meine Meinung schlagartig. So hatte der Junior einen starken Auftritt in Braunschweig, wo er den Titel gewann und zudem einen Halbfinaleinzug im Doppel am Weissenhof. Auf einmal stiegen bei mir die Hoffnungen und so stand der Start in Hamburg nicht nur unter dem Gesichtspunkt »schnuppern und Alexander an die Hand nehmen«, sondern Matches gewinnen und weit kommen.
Es schien so, als wenn alles möglich gewesen wäre. Schon beim ersten Treffen mit ihm war ich sehr positiv überrascht, wie sehr er doch gereift ist. Unsere letzte Begegnung war 2011 in der Bundesliga in Düsseldorf, als er als 14-Jähriger zusammen mit seinem Bruder Mischa fleißig mittrainierte. Er ist körperlich gereift und fast einen halben Kopf größer als ich, aber vor allem hat er sich im Kopf entwickelt und spielt im Vergleich zum letzten Jahr am Rothenbaum ein reifes Herrentennis auf Weltklasseniveau.
Sogar in unserer Erstrundenpartie scheute sich der heute 17-jährige nicht, dem Schiedsrichter das ein oder andere Mal klar seine Meinung zu sagen. Ich habe geschmunzelt und gespürt, dass ein Weltklassemann heranwächst, der auf alle Allüren eingestellt ist. Er ist ein Ausnahmetalent, wobei ich Talent mit viel akribischer und stundenlanger Arbeit verbinde. Ein solcher Auftritt wie jetzt wäre nicht möglich, wenn er sich die Selbstverständlichkeit, auf der Tour mit den Besten der Welt mithalten zu können, nicht in frühen Jahren durch die Anwesenheit bei den größten Turnieren der Welt über seinen Bruder geholt hätte.
Unser Match war echt knapp. Es ging für uns leider direkt gegen Granollers/Lopez, die French-Open-Finalisten und Weltmeister von 2012. Wir hatten sicherlich unsere Chancen und haben gut harmoniert, Alexander mit kraftvollem Grundlinienspiel und harten Aufschlägen und ich mit dem Händchen am Netz. Am Ende war es ein ständiger Schlagabtausch und ein Doppel auf höchsten Niveau, welches leider die Sieger in den Spaniern fand. Mit 6:7, 4:6 verloren wir das Match, Beachtlich war auch die Unterstützung der Zuschauer. Böse Zungen meinten, dass auf Platz 1 mehr Besuch war, als auf dem Center-Court. Genau das spricht für die mutige Entscheidung, für die Kombination mit mir als Doppelspezialisten und dem »Junior« – so habe ich ihn übrigens das komplette Match über angesprochen und er konnte sich ein ums andere Mal das Lachen nicht verkneifen.
Ich glaube, wir haben den Zuschauern viel Spaß bereitet. Trotz der Niederlage war es ein Match mit guter Resonanz und positivem Feedback. Ich denke, dass ich Alexander in Zukunft auf der ATP Tour häufiger begegnen werde und er seinen Weg ganz nach oben gehen wird. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler und Charaktertyp, er hat Siegermentalität und war trotz all dem Erfolg in den letzten Wochen und Monaten demütig und hat sich herzlich bei mir bedankt dafür, daß ich mit ihm gespielt habe. Das war mir persönlich sehr sympathisch. Liebe Fans von »Tennisredaktion.de«, ich freue mich auf eine neue Ära mit einem echten deutschen Ausnahmespieler.
Bis bald! Euer Bege
April 2020 · Photocredit: Jürgen Hasenkopf
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