"Für die Zukunft gerüstet": Volksbank Franken legt gute Zahlen vor
Von Rüdiger Busch
Buchen/Walldürn. "Trotz der Konkurrenz durch Internetbanken steigen unsere Mitgliederzahlen: Das spricht für unseren guten Ruf", sagte Bankdirektorin Karin Fleischer beim Jahrespressegespräch der Volksbank Franken am Montag in Walldürn. Doch nicht nur das: "Auch beim Blick auf die Bilanzzahlen wird deutlich, dass es ein sehr gutes Jahr für uns war", ergänzte ihr Vorstandskollege Rainer Kehl und wertete dies als Beleg für die gute Arbeit der 242 Beschäftigten.
Trotz eines schwierigen Umfeldes mit der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Herausforderungen der Digitalisierung sieht sich die Bank für die Zukunft gut aufgestellt. Zudem verkündete das Vorstandsduo, dass privaten Sparern bei ihnen derzeit keine Strafzinsen auf ihre Einlagen drohten.
Niedrigzinspolitik
Die Beratung rund um die richtige Anlagestrategie und die Zurverfügungstellung von Krediten für private und gewerbliche Kunden waren die Schwerpunktthemen der Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr. "Die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Region zu fördern sowie soziale Verantwortung zu übernehmen sind Basis der Geschäftsphilosophie unserer Bank", sagte Bankdirektorin Karin Fleischer.
Ein großes Problem – nicht nur für die Banken, sondern für die gesamte Gesellschaft – seien die Niedrigzinsen. Für die Anleger sei ein realer Kapitalerhalt daher kaum noch möglich. Umso wichtiger sei es, so Karin Fleischer, mit dem Aufbau einer Altersvorsorge so früh wie möglich zu beginnen.
Europäische Einlagensicherung
"Die Sicherheit der Sparguthaben ist keine Verhandlungsmasse", betonte die Bankdirektorin und forderte die Politik dazu auf, "gleiche Voraussetzungen für alle" zu schaffen. Sprich: Auch die anderen Länder müssten ihre Sicherungstöpfe so gut füllen wie Deutschland, um – im Falle einer gemeinsamen Haftung – das Risiko einer Quersubventionierung auszuschalten.
Die Volksbank im Wandel
Das Jubiläum "150 Jahre Volksbank Franken" wurde 2019 groß gefeiert. In der Feierstunde wurde der langjährige Vorstandsvorsitzende Klaus Holderbach in den Ruhestand verabschiedet. Nun bestimmt das gleichberechtigte Vorstandsduo Karin Fleischer und Rainer Kehl die Geschicke der Bank, unterstützt vom Generalbevollmächtigten Holger Dörr und den Prokuristen Lothar Weber, Wolfgang Mackert, Reiner Kistner, Klemens Gramlich und Dietmar Link. "Wir möchten die Herausforderungen der Zukunft als Team angehen", betonte Kehl.
Zu diesen Herausforderungen zählen sich ändernde Kundenwünsche. So würden inzwischen 80 Prozent der Überweisungen digital getätigt – im Vergleich mit anderen Banken ein sehr hoher Wert. Neben einem umfassenden digitalen Angebot und einem Rund-um-die-Uhr-Service an sieben Tagen die Woche genieße die persönliche Beratung nach wie vor einen hohen Stellenwert, etwa bei der Geldanlage oder bei der Finanzierung, versicherte Fleischer. Deshalb werden gerade die Räume der Bereiche Kreditberatung und Private Banking in Buchen modernisiert.
Stichwort "Strafzinsen"
Obwohl die Volksbank für "überschüssige Liquidität" selbst 0,5 Prozent Zins zahlen muss, gibt sie diesen "Strafzins" nicht an ihre Privatkunden weiter: "Im klassischen Privatkundengeschäft berechnen wir kein Verwahrentgelt und planen dies aktuell auch nicht", bekräftigte Karin Fleischer. Lediglich bei großen Firmenkunden mit besonders hohen Einlagen suche man gemeinsam nach Anlagemöglichkeiten, um Negativzinsen zu vermeiden. "Wo dies nicht möglich ist, berechnen wir nach individueller Vereinbarung ein Verwahrentgelt!" Dies geschehe vor allem aus Gründen der Vorbeugung, um starke Geldzuflüsse zu verhindern. Deshalb müsse die Bank auch die weitere Entwicklung genau beobachten.
Geschäftsentwicklung
Der Bilanzgewinn liegt mit 1.027.000 Euro knapp unter dem Vorjahresergebnis. Die wichtigste Erlösposition, der Zinsüberschuss, sei mit 17 Millionen Euro weiter rückläufig. Das Provisionsergebnis konnte gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert werden. Dies sei ein deutlicher Beweis für die Akzeptanz und die hohe Qualität der im genossenschaftlichen Finanzverbund angebotenen Finanzprodukte. "Sowohl im Kreditgeschäft als auch bei den Kundenanlagen wurde ein ausgewogenes Wachstum erreicht", betonte Kehl.
Das betreute Kundenvolumen, die Summe aller bei der Volksbank Franken und ihren Verbundpartnern unterhaltenen Kredite und Anlagen, wuchs um 7,8 Prozent auf 2,149 Milliarden Euro. Besonder stolz sind die Entscheidungsträger auf die gute Entwicklung im Kreditgeschäft: Das Kreditvolumen stieg um mehr als fünf Prozent auf 715 Millionen Euro. Dies stärke den regionalen Wertschöpfungskreislauf – getreu dem Genossenschaftsmotto "Geld aus der Region für die Region". Aus der Gesamtsteuerlast fließen Gewerbesteuerzahlungen in Höhe von 1,0 Millionen Euro an die Kommunen im Geschäftsgebiet.
"Viele schaffen mehr"
"Wir sind überwältigt von der Resonanz auf unser Crowd-funding-Portal", erklärte Karin Fleischer. Die Plattform werde von vielen Vereinen und Institutionen genutzt, um eine gute Idee gemeinsam umzusetzen – auch dies sei ganz im Sinne der Gründerväter, so Rainer Kehl. Jede Spende wird durch Gewinnsparmittel der Volksbank verdoppelt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 43 Projekte im Geschäftsgebiet mit 133.161 Euro gefördert.
Ausblick
"Wir orientieren und an den Wünschen unserer Kunden", gab Rainer Kehl die Marschrichtung vor. Die demografische Entwicklung im ländlichen Raum, die hohe Geschwindigkeit der Veränderungen durch die Digitalisierung, die Regulatorik, das Niedrigzinsniveau und der ständig steigende Wettbewerb würden die künftige Entwicklung der Bank weiter beeinflussen. "Auf diesem Weg müssen wir die Mitarbeiter mitnehmen", betonte Kehl, "und wir müssen bereit sein, in die Aus- und Weiterbildung und in die Technik zu investieren."
Hinsichtlich der Entwicklung im Kundengeschäft gehe die Volksbank Franken von moderaten Zuwächsen aus. Ein besonderes Augenmerk gelte dabei dem Erhalt einer ausgewogenen Bilanzstruktur und der Festigung der guten Marktposition. Der Blick nach vorne fällt beim Vorstandsduo trotz der angesprochenen Herausforderungen durchweg optimistisch aus: "Wir sind gut aufgestellt", zeigte sich Rainer Kehl überzeugt, und Karin Fleischer ergänzte: "Damit sind wir für die Zukunft gut gerüstet!"