Erfolgsgeschichte "1BFS": Einjährige Berufsfachschule Kfz-Technik Mosbach feiert 60. Jubiläum
Mosbach. (ub) Es war das Jahrzehnt der Borgward Isabella, des Ford F 100, der BMW Isetta: in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden diese Autolegenden produziert. In jener Dekade passierte auch in Mosbach in Sachen Kraftfahrzeuge etwas. An der Gewerbeschule (GSM) wurde 1959 die Einjährige Berufsfachschule Kfz-Technik (1BFS) eingerichtet. Diese besteht heute noch, auch wenn sich manches im Laufe von 60 Jahren gewandelt hat. Zum Jubiläum gaben sich eine Borgward Isabella sowie für jenes Jahrzehnt ein Automobil ein Stelldichein in der Kfz-Werkstatt der Berufsfachschule. Die Schüler hatten Plakate fabriziert, die über die gängigen Autotypen wie über prägenden Ereignisse jener Jahre informierten. Und Auskunft zu den ausgestellten Modellen konnten die jungen Männer ebenfalls geben.
Ein Stelldichein gab’s auch in der Aula, wo das 60. Jubiläum der 1BFS mit Blicken in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gefeiert wurde. „Sie kennen und schätzen diese Schule“, empfing Stephen Thum (Abteilungsleiter Kfz/Metall) die Gäste. GSM-Schulleiter Andreas Hoffner hatte in den Akten gestöbert und präsentierte als ältestes Dokument einen Brief von Oktober 1956, in dem die Innung des Kraftfahrzeughandwerks die Direktion der Gewerbeschule anregt, eine Berufsfachschule zu errichten.
Genehmigt werden musste sie vom Kultusministerium, das seinerseits voraussetzte, dass der Landkreis Mosbach als Schulträger eintrete. „Die erste Stundentafel hatte nicht viel mit Kfz-Technik zu tun“, konnte Hoffner mit einem Abbild derselben vor Augen führen, was 1959 unterrichtet wurde. Und er wusste, wie viele Schüler(innen) seither ihren Abschluss absolviert haben: „Mehr als 1500.“
Die Stundentafel sieht heute anders aus; von 32 widmen sich 26 Stunden berufsfachlichen und -praktischen Kompetenzen. Eng sei die Verzahnung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung, klärt auch das Faltblatt der GSM über diese Schulart auf. Die betriebliche Ausbildung beginnt für die angehenden Kfz-Mechatroniker erst im zweiten Ausbildungsjahr; das erste ist die 1BFS. Eine „fahrzeugtechnische Grundbildung“ nannte sie Dr. Achim Brötel, der als Landrat den Schulträger Neckar-Odenwald-Kreis repräsentierte. Beide dualen Partner, Schule und Betrieb, müssten sich immer wieder aufs Neue den Herausforderungen stellen, die der Landrat aktuell in der Digitalisierung sieht.
War es einst die Innung, die nach einer Berufsfachschule in Mosbach rief, so konnte Obermeister der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald, Dietmar Clysters, nun zum 60. gratulieren. „Wir erleben rasante Zeiten“, ging Clysters auf den Wandel der Branche ein. Wohin der führe, vermochte er nicht zu sagen, ob Wasserstoff oder Elektro, aber die neuen Entwicklungen in der Technik brauchen seiner Ansicht nach Fachkräfte – in den Betrieben ebenso wie in den Schulen. Mädchen und Frauen räumte der Obermeister dabei vermehrt Chancen ein.
Die duale Ausbildung, wie sie im Kfz- wie in anderen Gewerben zu einer Erfolgsgeschichte geworden sei, ist in den Augen von Klaus Hofmann, nur dann zukunftsfähig, wenn sie im Zusammenspiel aller Partner verstanden und ausgeübt werde. Hofmann ist seit kurzem der Präsident der Handwerkskammer Mannheim und sich somit einig mit Dr. Achim Brötel, der das „hervorragende Miteinander zwischen ausbildenden Betreiben und der Gewerbeschule Mosbach“ gelobt hatte.
Mit Roland Käsmann trat schließlich einer ans Rednerpult, der selbst einst Schüler an der Einjährigen Berufsfachschule gewesen war. „Unsere Werkzeuge waren Hammer, Kombizange, 10er- und 13er-Schlüssel und Schraubenzieher“, beschrieb der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses seine Ausbildung praxisnah. 1984 habe der erste Computer Einzug in seinem Betrieb gehalten. „2010 habe ich wieder die Schulbank gedrückt“, empfahl er den in der Aula ebenfalls versammelten 1BFSlern, niemals mit dem Lernen aufzuhören. Wenn es allen so geht wie Gzim Qurkolli und Alexander Maksimov, wie Leon Horvath, Fitiim Megdi und Kevin Seyboth, dann spricht nichts dagegen. Die 1BFS-Schüler, die die Auto-Schätze in der Kfz-Werkstatt (und damit die Berufsfachschule re-) präsentierten, gehen gern in die Berufsfachschule. „Es macht uns Spaß.“