Stadion- und Hallensprecher: Michael Tschimmel ist "The Voice of Waibschd"
Von Eric Schmidt
Sinsheim. Die Sätze im Sport begleitet er mit Sätzen aus dem Mund: Michael Tschimmel, 44, ist Stadion- und Hallensprecher. Am vergangenen Wochenende war er besonders oft zu hören. Unser „Nachschuss“ weiß, warum.
Es muss in der Familie liegen: Die Tschimmels haben gerne das Sagen. Peter Tschimmel ist Stadionsprecher beim Fußball-Kreisligisten TSV Obergimpern, sein Bruder Michael Tschimmel Stadionsprecher bei den Kreisliga-Kickern der SG Waibstadt und Hallensprecher bei den Bundesliga-Faustballern des TV Waibstadt.
Seit neuestem macht „MT“ nun auch die Durchsagen bei den Drittliga-Volleyballerinnen des SV Sinsheim – aushilfsweise, quasi als Leih-Stimme. Warum auch nicht?! „Faustball und Volleyball sind sich nicht unähnlich. Es gibt Aufschläge, einen Block und Punkte“, erklärt der 44-Jährige.
Am Wochenende hatte der Mann am Mikro besonders viel zu tun. Er absolvierte eine Art Triathlon. Von 16 Uhr bis 18 Uhr begleitete er die Faustballer des TVW bei ihrer Heimpremiere gegen den TV Vaihingen/Enz, von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr die Sinsheimer Volleyballerinnen bei ihrem Spitzenspiel gegen den VC Offenburg. Am Sonntag ging es dann zum Kerwe-Kick der SG Waibstadt gegen Obergimpern, wo Tschimmel Aufstellungen und Auswechslungen vermeldete – und natürlich Tore.
Man muss sich keine Sorgen machen: Es geht ihm gut. Trotz der Dreifachbelastung hat sich Michael Tschimmel keine Stimmbänderdehnung zugezogen. Wer am Montag mit ihm telefonierte, hörte Tschimmels Erststimme, nicht eine heisere Zweit- oder Drittstimme.
„Ich schrei’ ja nicht rum. Ich weiß, wie ich mit dem Mikro umgehen muss“, sagt der 1. FC-Kaiserslautern-Fan und freut sich, ein erfolgreiches Wochenende erlebt zu haben: „Die Waibstadter Fußballer und Faustballer haben gewonnen. Die Volleyballerinnen haben zwar verloren, aber ein geiles Spiel gezeigt“, sagt er und grinst: „Ich musste mich vor dem Volleyball-Spiel nur kurz besinnen und aufpassen, dass ich bei der Begrüßung nicht ,Liebe Faustball-Fans!’ sage.“
Moderator und Motivator, Antreiber und Animateur: Michael Tschimmel ist ein Sprecher mit Leib und Seele – humorvoll, wortgewandt. Nein, auf den Mund gefallen ist er nicht. In Waibstadt kennt man ihn unter anderem von diversen Theateraufführungen und Comedy-Auftritten. Sein Buch und Hörbuch über die Fußball-EM 2016 in Frankreich „Tor-Tour de France“ hat auch bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Stadion- und Hallensprecher zu sein, ist ihm ein Bedürfnis. „Ich guck’ gerne Sport. Und mir ist es wichtig, Sportarten wie Faustball und Volleyball einen würdigen Rahmen zu geben. Das haben sie verdient“, sagt er. Fairplay und ein angemessner Ton sind ihm dabei wichtig.
Dass der Stadionsprecher des 1. FC Köln am vergangenen Freitag das zweite Tor der TSG 1899 Hoffenheim mit dem Worten: „Es ist zum Kotzen“ kommentierte, ist sein Stil nicht. „Das gibt es nicht bei mir. Ich habe da einen anderen Anspruch“, betont Tschimmel. Natürlich sei er lokalpatriotisch in seiner Rolle. Aber man könne genauso gut auch mal den Gegner für eine gute Aktion loben.
Volleyball, Faustball: Zu den Sportarten der Punkte und Sätze findet er die passenden Worte. Seine Art kommt an. Rainer Frommknecht, der Trainer des TV Waibstadt, ist ein großer Fan Tschimmels – und hört ihm gerne zu: „Er ist unheimlich schlagfertig und hat einen gepflegten Witz“, sagt der Faustball-Coach und ist überzeugt: „Im Fernsehen gibt es Leute, die eine Klasse schlechter sind als er. Er ist ein Entertainertalent, er ist ein ganz Großer. Er könnte auch im Fußball-Stadion vor zehntausenden Leuten Stadionsprecher sein.“ Wer weiß, vielleicht kommt’s ja noch. Tschimmel ist ein gefragter Mann. Für den 28. März ist die Voice of „Waibschd“ für die Faustball-U16-DM in Kippenheim gebucht.
Wie es eigentlich so ist, wenn Michael Tschimmel und Peter Tschimmel, die beiden Stadionsprecher, bei einem Familientreffen gemeinsam am Tisch sitzen? Nicht so, wie man es sich vielleicht vorstellt. „Wir sind insgesamt vier Kinder, drei davon sind verheiratet. Da ist so viel Theater, da müssen wir uns nicht daran beteiligen“, sagt Michael Tschimmel.