Adler Mannheim gegen EHC München: Adler scheitern an Münchner Effektivität
Von Rainer Kundel
Mannheim. Die Mannheimer Adler mussten sich trotz anfänglich hoher Überlegenheit und großem Aufwand im ersten Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft Titelverteidiger ECH München mit 1:2 nach Verlängerung (0:0, 1:0, 0:1, 0:1) geschlagen geben. Schütze des entscheidenden Tores in der 79. Minute war der gebürtige Heidelberger Frank Mauer, der 2015 von den Adlern nach München wechselte. Weiter geht es bereits am Samstag (20 Uhr, live in Sport1) in München.
Wenn Katia Belley, diesmal im Trikot mit der Nummer 18 von Ben Smith, in der SAP Arena auf dem roten Teppich das Eis betritt, dann ist wieder die Zeit für ein Finale der Adler Mannheim angebrochen. Die französische Sängerin von der Popakademie Mannheim präsentierte auch am Donnerstagabend vor dem ersten Eishockey-Finale vor ausverkauften Rängen im „Ufo“ die Nationalhymne.
„Wir stellen uns auf eine harte und intensive Serie ein“, erklärte Mannheims Center Andrew Desjardins, einer der erfahrensten Spieler mit einer NHL-Vergangenheit von 461 Spielen. Der Kanadier gewann 2015 mit den Chicago Blackhawks den Stanley-Cup, es war das Jahr der bisher letzten Meisterschaft der Adler.
Trainer Pavel Gross strahlte Optimismus aus: „München verfügt über sehr viel Erfahrung und weiß, wie man große Serien und Spiele gewinnt“ sagte der 50-jährige, „aber wir werden unsere Stärken nutzen und sie von Anfang an unter Druck setzen“. In den großen Spielen brauche man „die großen Spieler und die haben wir“, sagte der 50-jährige beim Pressetermin zwei Tage zuvor.
Die Erfahrung lehrt, dass Spiel eins in der Best-of-Seven-Serie oft den Weg für den weiteren Verlauf der bis zu sieben Partien ebnet. Nachdem sich die Adler bereits am Dienstag vergangener Woche gegen die Kölner Haie fürs Finale qualifiziert hatten, bestritten die „Roten Bullen“ noch 48 Stunden zuvor ein siebtes Spiel im Halbfinale gegen Augsburg. Deshalb stand die Frage im Mittelpunkt, wer von den beiden „Schwergewichten“ besser in die Partie kommt. Hatten die Adler Rost angesetzt, nutzen die Oberbayern etwa ihren Rhythmus aus dem Halbfinale? Dass die neun Tage Pause den Blau-Weiß-Roten zum Vorteil gereichen könnten - diese Vermutung wies Matthias Plachta weit von sich. „Wer im Finale steht, hat auch Kraft“, war sich der Stürmer sicher.
Pavel Gross vertraute der gleichen Formation wie im Halbfinale gegen Köln. Somit blieb für Lampl, Möser, Kink und Raedeke nur ein Platz auf der Tribüne.
Die Partie nahm schnell einen stürmisch-intensiven Verlauf - allerdings meist in Richtung des Münchner Tores, in dem der vor 15 Jahren in Mannheim ausgebildete Danny Aus den Birken stand. Dem Tempo und der spielerischen Finesse der Adler hielten die Gäste ihre Physis entgegen. Dabei hatten sie es immer wieder auf Mannheims schussgewaltigsten Angreifer Markus Eisenschmid abgesehen. Ganz übel, wie der 24-jährige in der 7.Minute beim Weg zur Spielerbank attackiert wurde, eine Strafe sprachen die Schiedsrichter allerdings nicht aus. 11:5 Torschüsse, die Hochkaräter davon alle für die Gastgeber, dokumentieren die Überlegenheit der Blau-Weiß-Roten. Die „Roten Bullen“ verteidigten mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln ihr Gehäuse. Wolf nach 13 Sekunden sowie zweimal Festerling hatten dabei die besten Chancen zur Führung.
Die Adler blieben auch nach der ersten Pause am Drücker. Die zweite Überzahl des Abends brachte die Führung. Mayenschein hatte Adam in die Bande gerammt, den numerischen Vorteil nutzte Ben Smith im Nachschuss mit der Rückhand aus halblinker Position zum 1:0. Erst danach gab der Titelverteidiger seine passive Rolle auf und fand öfter im Mannheimer Drittel ein. Shugg und Ehliz verfehlten das Gehäuse knapp, in Unterzahl stand die Adler-Box sicher, was durchkam war die Beute des souveränen Dennis Endras.
So sehr die Oberbayern im Schlussabschnitt aufkamen, sie benötigten eine Unterzahl, um auszugleichen. Die Effektivitäts-Spezialisten im Spiel mit einem Mann weniger schlugen durch Matt Stajan (48.) zu, als sich die Adler nach einem riskanten Pass auskontern ließen. Bereits in der Hauptrunde trafen die Münchner dreizehnmal mit einem Spieler weniger ins gegnerische Gehäuse. Ein wahrer Stimmungskiller in der SAP Arena, zumal Kolarik (53.) aus bester Schussposition verzog und Adam (54.) nach einem genialen Überzahl-Pass von Plachta auf die lange Ecke mit einer Direktabnahme knapp das Tor verfehlte. Letztlich mussten die Besucher die Luft anhalten, als Endras sechs Sekunden vor Ende der regulären 60 Minuten während einer Strafzeit gegen Reul das 1:1 in die Verlängerung rettete.
Gemessen an dem Riesenaufwand, den die Hausherren betrieben, eine unbefriedigende Ausbeute, in die Verlängerung gehen zu müssen. Die Partie wurde zerfahrener, Fehler häuften sich, aber die Münchner schienen den längeren Atem zu haben. Von Drittel zu Drittel fanden sie bessere Mittel, um den Hauptrundensieger Paroli zu bieten. Die zeitlich unbegrenzte und zunehmend hochemotionale Zusatzspielzeit - das erste Tor entscheidet („Sudden death“) war nichts für schwache Nerven, Endras rettete gegen Hager (71.), Aus den Birken im Gegenzug gegen Eisenschmid. Eine weitere Strafe gegen Reul (74.) blieb ohne Folgen. Kurz vor Ende der ersten Verlängerung dann der Knockout für die Kurpfälzer, als der ansonsten unauffällige Frank Mauer (79.) einen Schlagschuss von Boyle zum Münchner Sieg verlängerte.
Adler Mannheim-EHC München: 1:2 n.V. (0:0, 1:0, 0:1,0:1)
Adler: Endras; Larkin, Katic; Reul, Akdag; Seider, Lehtivuori; Mikkelson; Plachta, Desjardins, Wolf; Kolarik, Festerling, Eisenschmid; Huhtala, Smith, Adam; Hungerecker, Goc, Krämmer
Tore: 1:0 Smith (24.), 1:1 Stajan (48.), 1:2 Mauer (79.)
Schiedsrichter: Rohatsch (Lindau), Schukies (Herne)
Strafminuten: 16/16
Zuschauer: 13 600 (ausverkauft)