Walldürn: Das "Goldschmitts" schließt seine Pforten
Walldürn. (adb) Nicht nur Reisemobilisten freuten sich über manchen Zwischenstopp im VIP: Als er 2013 in die Gastronomie einstieg, setzte Dieter Goldschmitt mit dem Restaurant "Goldschmitts" ein Ausrufezeichen nach dem anderen: Kaum erhielt das "Goldschmitts" im Sommer 2016 die Auszeichnung zum beliebtesten Restaurant Deutschlands für Reisemobilisten, stand es 2017 und 2018 im Zentrum des Weltrekordversuchs für den längsten Wohnmobilkonvoi der Welt. Umso verblüffender mutet die Nachricht an, dass die Event-Location zum Jahreswechsel ihre Pforten schließt. Im Rahmen der RNZ-Serie "Gastronomie" unterhielten wir uns mit Dieter Goldschmitt.
Herr Goldschmitt, Sie haben Ihr Restaurant einmal als Ihr "Wohnzimmer" bezeichnet. Jetzt steht die Schließung bevor. Was ist passiert?
Dieter Goldschmitt: Der Vertrag mit dem derzeitigen Pächter endet zum Jahresende. Über eine Verlängerung wurde keine Einigung erzielt.
Sie haben das Restaurant selbst für einige Jahre geführt. Warum übernehmen Sie die Geschäftsführung nicht wieder?
Das "Goldschmitts" gilt als Treffpunkt für die Camperszene. Die beiden Weltrekordveranstaltungen sowie viele Marken- und Clubtreffen wurden hier ausgetüftelt und sehr erfolgreich durchgeführt. Aber Gastronomie besteht nicht nur aus Events. Auch das Tagesgeschäft muss stimmen, und genau hier liegt das Problem.
Wie genau darf man das verstehen?
Das "Goldschmitts" versteht sich als fantastische, hervorragend ausgestattete Event-Location für bis zu 150 Personen im Hauptraum. Während der Woche allerdings bleiben zu viele Stühle leer. So verliert man von Montag bis Freitag das am Wochenende verdiente Geld.
Mit diesem Problem stehen Sie aber nicht allein da. Wie kürzlich von der Dehoga, dem Hotel- und Gaststättenverband, zu erfahren war, ist auch im Neckar-Odenwald-Kreis das Gaststättensterben in vollem Gange.
Das ist richtig - die Branche gerät zusehends unter Druck. Die Besteuerung zum Beispiel ist sehr ungerecht. Warum zahlt eine Hamburger-Kette nur sieben Prozent Mehrwertsteuer für einen Burger, während wir mit 19 Prozent besteuert werden? Gleiches gilt für den Vorsteuerabzug. Für viele Lebensmittel bekommen wir sieben Prozent Vorsteuer angerechnet, müssen aber auf das verarbeitete Produkt 19 Prozent aufschlagen. Das hat nichts mit einer "Mehrwert"-Steuer zu tun, sondern ist aus meiner Sicht Abzocke.
Gibt es keinen "Plan B"?
Im Moment analysieren wir einige Möglichkeiten und sprechen mit potenziellen Partnern. Grundsätzlich kann ich aber jetzt schon sagen, dass das "Goldschmitts" den Schwerpunkt auf das legen muss, was es am besten kann - tolle Events wie Hochzeiten, Familienfeiern, Reisemobil-, Oldtimer- und Motorradtreffen und Firmenveranstaltungen sowie ein fantasievolles Außer-Haus-Catering. Normalen Gastronomiebetrieb während der Woche soll es nur nach Reservierung ab einer bestimmten Personenzahl geben. Dafür ist aber ein engagierter, mit Herzblut hinter der Sache stehender Betreiber die Voraussetzung! Für Walldürn und vor allem für den VIP wäre das sehr wichtig - ein Gewerbegebiet wie der VIP entwickelt sich mit einer starken Gastronomie vor Ort leichter!