Lebendiger Neckar in Heidelberg: Langeweile ausgeschlossen (plus Fotogalerie)
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Ob sie sich nun ihrer Höhenangst stellen wollten, den Hausstand wegen eines Umzugs verkleinern mussten oder einfach nur ausgelassen am Fluss entlang schlenderten: Beim "Lebendigen Neckar" kamen am Sonntag Tausende zusammen, um die zahlreichen Attraktionen zu erleben. Zwar zog sich das Fest wieder von Ilvesheim bis nach Eberbach über eine Strecke von gut 60 Kilometern - aber alleine in Heidelberg wurde so viel geboten, dass viele sich mit einem Besuch des Neuenheimer Neckarufers begnügten.
"Das ist doch mal eine tolle Möglichkeit, um sich das Ganze anzusehen", sagt Ingi Fahrig, während sie neben dem Hubsteiger wartet, der normalerweise die Mitarbeiter des städtischen Landwirtschafts- und Forstamts in die Baumkronen hebt. Direkt am Neckarufer hat das Amt seinen ganzen Stolz geparkt: Bis zu 27 Meter hoch reicht der Arm des Krans. "Das ist unser größter Hubsteiger, aber es gibt eigentlich noch größere", verrät Darius Schuckert, der abwechselnd mit seinem Kollegen die Gäste abheben lässt.
Fahrig ist etwas nervös, bevor es in den Korb des Hubsteigers geht, denn sie möchte sich damit ihrer Höhenangst stellen, wie sie verrät. Doch als sie wieder am Boden ist, ist davon nicht mehr viel übrig: "Das war richtig gut und auch sicher - nur etwas wackelig vielleicht", lacht Fahrig. Der kleinen Anna dagegen hat das gar nichts ausgemacht, denn sie war sogar schon über den Wolken unterwegs: "Ich bin ja schon geflogen", winkt die Sechsjährige ab. Nach der Mutprobe lassen es beide ruhiger angehen und schlendern über den Flohmarkt.
Über hunderte Meter stehen die Verkäufer an der Uferstraße und wollen unters Volk bringen, was sie nicht mehr brauchen. Joshua Conroy und seine Familie haben wohl die beste Motivation, um sich von einem großen Teil ihrer Habseligkeiten zu trennen. "Wir ziehen nach Australien - alles muss raus", sagt Conroy, der eine ganze Reihe an Brettspielen vor sich aufgebaut hat. Daneben steht ein Kinderfahrrad mit einem Zettel daran: "Jan Ullrichs erstes Fahrrad" steht darauf. "Das ist ein Witz", schmunzelt Conroy, der vor vier Jahren mit seinen Kindern von Down Under herzog. Weder die Arbeit, noch andere Gründe haben die Familie nach Heidelberg gelockt. "Es ist einfach schön hier", erklärt Conroy schulterzuckend. "Es war ein Abenteuer für uns, wir konnten anfangs alle kein Wort Deutsch." Und auch wenn es nun wieder zurück in die Heimat geht, sehnt sich der Familienvater schon jetzt wieder nach Heidelberg. Für seinen Sohn Griffin ist es in Ordnung, dass er viel von seinem Spielzeug aussortieren muss: "Ungefähr die Hälfte habe ich ja noch", lächelt der Zehnjährige.
Auch um den guten Zweck ging es wieder beim Lebendigen Neckar. Für das traditionelle Badeentenrennen konnten die Besucher ein gelbes Plastiktierchen für fünf Euro kaufen und auf verschiedene Gewinne hoffen. Der Erlös kommt dabei sozialen Projekten der "Round Table"-Service-Clubs zugute.
Info: Weitere Artikel vom Aktionstag gibt es unter www.rnz.de/lebendigerneckar